Berlin – Bahnbrechende Entdeckungen passieren an den unscheinbarsten Orten. So begann 1844 der Siegeszug der modernen Anästhesie auf einem Jahrmarkt. Der Zahnarzt Horace Wells beobachtete dort einen Besucher, der unter dem Einfluss von Lachgas stand. Der Mann stolperte und zog sich eine Verletzung am Bein zu. Dass er keine Schmerzreaktionen zeigte, machte Wells neugierig und er begann mit Lachgas zu experimentieren. Seine erste öffentliche Operation mit Lachgasbetäubung schlug jedoch fehl. Wells Ruf war damit zwar ruiniert, doch sein Schüler William Thomas Green Morton setzte seine Forschung fort. Er wurde dabei auf die betäubende Wirkung von Äther aufmerksam und fand sich zwei Jahre später an derselben Stelle wieder, an der sein Lehrer zuvor gescheitert war. Doch Morton gelang der Durchbruch: Bei einer öffentlichen Operation vor Ärzten und Medizinstudenten betäubte er einen Tumorpatienten mit Ätherdämpfen aus einem Glaskolben. Als dieser nach der Operation erwachte, gab er an, keine Schmerzen gehabt zu haben – die moderne Anästhesiologie war geboren. Das war der Startschuss für eine Vielzahl von Innovationen, an deren Ende die heutigen Anästhetika stehen, die Operationen zu einer fast schmerzfreien Angelegenheit machen. Und sie können mehr als nur narkotisieren: Forscher beschäftigen sich auch mit schützenden Wirkungen, die manche Anästhetika auf Organe haben. Eine gute Nachricht!