Berlin – Der Verband der Ersatzkassen e. V. (vdek) und seine Mitgliedskassen TK, BARMER, DAK-Gesundheit, KKH, hkk und HEK haben heute den Startschuss für das neue Internetportal „Mehr Patientensicherheit“ (mehr-patientensicherheit.de) gegeben. Versicherte der Ersatzkassen und anderer Kassenarten haben erstmalig in Deutschland die Möglichkeit, auf dieser Plattform über kritische Ereignisse, aber auch über positive Erfahrungen in der medizinischen Versorgung anonym und in strukturierter Form zu berichten. Diese Schilderungen sollen genutzt werden, um aus den Erfahrungen der Versicherten zu lernen und die Patientensicherheit zu verbessern. Ulrike Elsner, Vorstandsvorsitzende des vdek, der Patientenbeauftragte der Bundesregierung Stefan Schwartze, MdB, sowie Dr. med. Marcus Rall, Geschäftsführer der gemeinnützigen Deutschen Gesellschaft für Patientensicherheit, der das System im Auftrag der Ersatzkassen entwickelte, stellten das zunächst auf zwei Jahre angelegte Pilotprojekt auf einer Pressekonferenz in Berlin vor.
Den Versicherten eine Stimme geben
Ob im Krankenhaus, in der ambulant-ärztlichen Versorgung oder in einer Pflegeeinrichtung: In den überwiegenden Fällen läuft die Behandlung problemlos. Doch manchmal kommt es zu kritischen Ereignissen oder auch vermeidbaren Fehlern. Das können beispielsweise Medikamentenverwechslungen, falsch gedeutete Symptome oder das unbeabsichtigte Hinterlassen eines Tupfers bei einer Operation sein. Aus diesen Erfahrungen können alle an der Gesundheitsversorgung Beteiligten lernen.
Die Website „Mehr Patientensicherheit“ der Ersatzkassen baut auf einem seit Langem international anerkannten Modell für Lern- und Berichtssysteme, „CIRS“, auf. CIRS steht für „Critical Incident Reporting System“. Solche Systeme sind im Krankenhausbereich bereits fest etabliert und wichtiger Teil des internen Qualitäts- und Risikomanagements. Mit dem neuen Internetportal wird nun erstmalig die Möglichkeit für Versicherte geschaffen, ihre wertvollen Erfahrungen in allen Versorgungsbereichen strukturiert einzubringen.
Die Berichte werden von Experten der Deutschen Gesellschaft für Patientensicherheit aus Medizin, Pflege, Pharmazie und den Bereichen Patientensicherheit und Risikomanagement sorgfältig analysiert und erst dann in anonymisierter Form veröffentlicht. Zudem werden Handlungsempfehlungen und Maßnahmen zur Erhöhung der Patientensicherheit abgeleitet wie der „Tipp des Monats“ oder der „Fall des Monats“. Auch Einrichtungen des Gesundheitswesens wie der Gemeinsame Bundesausschuss (G-BA), die Bundesärztekammer und Hersteller von Medizinprodukten und Pharmazeutika sollen künftig über die Ergebnisse informiert werden. Ziel ist es, durch die systematische Einbeziehung der Versicherten wertvolle Impulse zur Verbesserung der Versorgung zu erhalten.
Aus der Erfahrung der Patientinnen und Patienten lernen
Ulrike Elsner, vdek-Vorstandsvorsitzende:
„Die Verbesserung der Patientensicherheit ist uns ein wichtiges Anliegen, für das wir uns kontinuierlich einsetzen. Mit dem Portal ‚Mehr Patientensicherheit‘ wollen wir die Erfahrungen der Versicherten in den Mittelpunkt rücken, denn sie sind oft die einzigen, die den Behandlungsprozess von Anfang bis Ende erleben. Ihr Wissen kann uns einen großen Schritt weiterbringen, vermeidbare Fehler zu erkennen und die Versorgung so weiterzuentwickeln, dass sie nicht mehr passieren.“
Stefan Schwartze, MdB, Beauftragter der Bundesregierung für die Belange der Patientinnen und Patienten:
„Patientinnen und Patienten wünschen sich eine aktivere Rolle bei dem so wichtigen Thema Patientensicherheit. Mehr als zwei Drittel antworten auf die Frage, ob sie zur eigenen Sicherheit in der Praxis oder im Krankenhaus beitragen können, mit ja. Deshalb freue ich mich, dass mit ‚Mehr Patientensicherheit‘ nun endlich ein patientenorientiertes CIRS aufgebaut wird. Die Patientenperspektive ist wertvoll, um systembedingte Fehlerrisiken zu erkennen und abzubauen.“
Dr. med. Marcus Rall, Geschäftsführer der gemeinnützigen Deutschen Gesellschaft für Patientensicherheit:
„Seit fast 20 Jahren betreiben wir anonyme Berichts- und Lernsysteme (CIRS) in der Medizin. Das vom vdek und den Ersatzkassen ins Leben gerufene System, welches wir als Partner betreiben dürfen, ermöglicht jetzt allen Versicherten, zu ihren Erlebnissen im Gesundheitssystem Berichte einzusenden – erstmalig in Deutschland. Diese Berichte werden von unserem Team gemeinsam mit Partnern und Fachexperten analysiert und Maßnahmen zur Erhöhung der Patientensicherheit abgeleitet. Eine große Chance für die Prävention vermeidbarer Schäden.“
Der Verband der Ersatzkassen e. V. (vdek) ist Interessenvertretung und Dienstleistungsunternehmen aller sechs Ersatzkassen, die zusammen mehr als 28 Millionen Menschen in Deutschland versichern:
– Techniker Krankenkasse (TK), X: @TK_Presse
– BARMER, X: @BARMER_Presse
– DAK-Gesundheit, X: @DAKGesundheit
– KKH Kaufmännische Krankenkasse, X: @KKH_Politik
– hkk – Handelskrankenkasse, X: @hkk_Presse
– HEK – Hanseatische Krankenkasse, X: @HEKonline
Der Verband der Ersatzkassen e. V. (vdek) wurde am 20. Mai 1912 unter dem Namen „Verband kaufmännischer eingeschriebener Hilfskassen (Ersatzkassen)“ in Eisenach gegründet. Bis 2009 firmierte der Verband unter dem Namen „Verband der Angestellten-Krankenkassen e. V.“ (VdAK).
Hauptsitz des Verbandes mit mehr als 300 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ist die Bundeshauptstadt Berlin. In den einzelnen Bundesländern sorgen 15 Landesvertretungen in den Landeshauptstädten mit über 400 sowie mehr als 30 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in den Pflegestützpunkten für die regionale Präsenz der Ersatzkassen.