Berlin – „Deutschland wird von vielen als vorbildlich im Kampf gegen die COVID-19-Pandemie angesehen – auch im internationalen Vergleich. Die Strategie eines frühen, umfangreichen und zielgerichteten Testens mittels Labordiagnostik ist ein tragender Pfeiler dieses Erfolges“, sagt Ulrich Schmid, Vorstandsvorsitzende des Verbandes der Diagnostica-Industrie (VDGH), anlässlich der heutigen Pressekonferenz des Verbandes. Bereits wenige Wochen nach dem Ausbruch in China konnten Forscher das Genom des Coronavirus mit Technologien der Life-Science-Research-Industrie sequenzieren. Die ersten industriell gefertigten Tests auf das Coronavirus standen ab Mitte Februar 2020 in Deutschland zur Verfügung.
Vier wesentliche Erfolgsfaktoren begründen, warum Deutschland bei der Testung auf das Coronavirus SARS-CoV-2 so gut aufgestellt ist. Diese hat der VDGH in einem aktuellen Papier veröffentlicht. „40.000 Beschäftigte der Life-Science-Research- und Diagnostika-Industrie in Deutschland stehen für Innovationskraft, Pioniergeist und Reaktionsschnelligkeit im Dienst der Gesundheitsversorgung“, sagt Schmid. Die Produktion für Deutschland wurde seit Februar um 1.800 Prozent hochgefahren. Von den mehr als 100 Mitgliedsunternehmen des VDGH stellen 65 Unternehmen Coronatests und die dazugehörenden Produkte und Dienstleistungen zur Verfügung. Hierzu zählen multinationale Konzerne ebenso wie kleine und mittelständische Unternehmen. Unterschiedliche Testkategorien und vielfältige Technologieplattformen ermöglichen die Testung in dem jeweiligen medizinischen Setting.
Eine flächendeckende und hochwertige Versorgung durch die ärztlichen Labore, maßgeschneiderte Lösungen durch eine verlässliche Zusammenarbeit zwischen Laboren und Industrie sowie eine Politik, die ein frühes und gezieltes Testen zu ihrer Strategie gemacht hat, sind die weiteren wichtigen Erfolgsfaktoren. Mit der in dieser Woche beschlossenen Ausweitung des Testens auf bestimmte Personengruppen ohne Symptomatik wird das Testaufkommen weiter steigen. „Auch diese Herausforderung können Ärzte und Industrie gemeinsam stemmen“, sagt Schmid.
Die erfolgreiche Teststrategie der Politik gerät jedoch in Gefahr. „Die Absenkung der ärztlichen Vergütung für das Testen um ein Drittel ist ein verheerendes Signal für die Bewältigung der Pandemie.“ Dies sagt der VDGH-Vorsitzende zu der Entscheidung des erweiterten Bewertungsausschuss vom vergangenen Mittwoch. Mit den Stimmen der Krankenkassen und des unparteiischen Vorsitzenden hatte der Bewertungsausschuss die erst vor vier Monaten gemeinsam beschlossene Vergütung für die Akutdiagnostik des Coronavirus zur Makulatur erklärt.
„Die drastische Senkung der EBM-Ziffer ist ein Schlag ins Gesicht der Laborärzte und der Diagnostikindustrie“, kritisiert Schmid. „Gemeinsam sind Labore und Industrie in Vorleistung getreten und sichern bei der Testung auf das Coronavirus ein Versorgungsniveau, das weltweit als vorbildlich gilt. Den ‚Dank‘ der Krankenkassen erhalten wir jetzt“, sagt der VDGH-Vorsitzende. Die Diagnostikindustrie hat mit großen finanziellen Investitionen qualitativ hochwertige Tests entwickelt und anwendungsreif gemacht. Produktionen wurden umgewidmet, um den weltweit explodierenden Bedarf zu decken. Die Bundesregierung drängte frühzeitig auf eine autarke Versorgung in Deutschland. Durch die erdrutschartige Vergütungssenkung drohen nun große Schwierigkeiten. Insbesondere den mittelständischen Testherstellern wird das Leben schwer gemacht.
Der Verband der Diagnostica-Industrie e.V. (VDGH) ist in der COVID-19-Pandemie engagiert. Er bringt sein Expertenwissen aktiv in den Dialog mit Behörden, Ministerien und dem Gesetzgeber ein. Das VDGH-Papier „Warum Deutschland bei der Testung auf das Coronavirus spitze ist“ kann hier heruntergeladen werden unter www.vdgh.de/stellungnahmen-positionen/positionen.
Der Verband der Diagnostica-Industrie (VDGH) vertritt als Wirtschaftsverband die Interessen von mehr als 100 in Deutschland tätigen Unternehmen mit einem Gesamtumsatz von 4,5 Milliarden Euro. Sie stellen Untersuchungssysteme und Reagenzien zur Diagnose menschlicher Krankheiten her, mit denen ein Umsatz von 2,2 Milliarden Euro erzielt wird, sowie Instrumente, Reagenzien, Testsysteme und Verbrauchs-materialien für die Forschung in den Lebenswissenschaften, mit denen ein Umsatz von 2,3 Milliarden Euro erwirtschaftet wird.