München/Berlin – Beschaffungsmanagement in der Gesundheitswirtschaft ist mehr, als günstig einkaufen – es muss ganzheitlich gesehen werden und Qualität, Patientensicherheit und Wirtschaftlichkeit im Blick haben. Industrieunternehmen sind heute Systempartner für Krankenhäuser. Das klingt logisch – doch viele Krankenhäuser nutzen diese Chance noch nicht konsequent. Dies zu ändern, hat sich der Bundesverband der Beschaffungsinstitutionen in der Gesundheitswirtschaft Deutschland e.V. (BVBG) auf die Fahnen geschrieben. Auf einer Veranstaltung am 14. Juni in Berlin informierte der Verband über seine neuesten Aktivitäten. Politische Hintergründe sowie ein Blick in den Status quo der elektronischen Beschaffung ergänzten das Programm.
Rund 100 Interessierte tauschten sich über Trends in der Gesundheitswirtschaft und die künftige Rolle der Beschaffung aus. BVBG-Vorstandsvorsitzender Anton J. Schmidt begrüßte die hauptsächlich aus der Industrie stammenden Teilnehmer und gab seinem Wunsch Ausdruck, dass zukünftig doch auch mehr Verantwortliche aus den Krankenhäusern für die BVBG-Veranstaltung zu begeistern sind. Nur wenige betreiben bisher echtes Beschaffungsmanagement. „In vielen Krankenhäusern hat das Beschaffungsmanagement noch nicht den notwendigen Stellenwert“ , so das Fazit von Schmidt, der für einen weitergehenden Dialog mit den Industriepartnern warb. „Wir sollten nicht immer nur die alten Gespräche führen – was kostet ein Produkt“, so Schmidt. Dass die Krankenhäuser gut daran täten, sich das bewusst zu machen, belegen Zahlen aus dem aktuellen Krankenhaus-Rating-Report, der Anfang Juni in Berlin präsentiert worden war. Demnach sind 13 Prozent der Krankenhäuser insolvenzgefährdet, ein Drittel schreibt einen Jahresverlust. Erfolgsfaktoren für die Zukunft seien Größe, Spezialisierung, Vernetzung sowie die Höhe der Investitionskraft. Überlegungen, wie man in Zukunft beschaffen möchte, gehörten dazu. Schmidt: „Die Beschaffung braucht neue, erweiterte, professionelle Strukturen und den Abbau von Berührungsängsten bei den handelnden Akteuren“.
Eine Plattform für einen neuen Dialog zwischen Industrie und Krankenhaus will der BVBG mit seiner Gütesiegel-Initiative bieten, die als Non-Profit-Initiative angelegt ist und sich die Ziele Partnerschaftlichkeit und Nachhaltigkeit gesetzt hat. Akkreditiert werden Unternehmen, die die entsprechenden Kriterien des Verbandes umsetzen. Neuestes Projekt im Rahmen der BVBG-Gütesiegel-Initiative ist eine Qualitätsoffensive für ein modernes und nachhaltiges Beschaffungsmanagement, das von der B. Braun Melsungen AG begleitet wird. Erster Schritt ist eine groß angelegte Studie, die belegen soll, wie Qualität, Wirtschaftlichkeit und Patientensicherheit in Zusammenhang stehen. Durchgeführt wird die Studie von der K.O.M. GmbH, deren Geschäftsführer Winfried Neun gemeinsam mit der Prokjektverantwortlichen Stephanie Schweiß nach Berlin gekommen war, um erste Zwischenergebnisse zu präsentieren. Interessant: Obwohl 87 Prozent der Befragten angaben, dass Kosteneinsparungen bei Sachmitteleinkauf von sehr hoher Bedeutung sind, verfügen drei Viertel der Kliniken nicht über festgelegte Parameter beim Einkauf. Einkaufsentscheidungen werden häufig nach eigenem Ermessen getroffen und auch nicht selten Produkte ohne ausreichende Qualitätsdefinition bezogen. Abstriche bei der Qualität machen sich besonders in den Bereichen OP, Intensivstation und Pflege negativ bemerkbar. Bei medizinischen Geräten entstehen über 50 Prozent Mehraufwand durch höhere Wartungs- und Reparaturintervalle. Der Zeitaufwand bei der Verwendung der Geräte steigt aufgrund mangelnder Qualität um 44 Prozent. Die Folge sind signifikante Mehrkosten, und auch die Patientensicherheit kann darunter leiden. Die detaillierten Endergebnisse der Studie sollen bis Ende 2013 vorliegen.
Den ausführlichen Bericht zur Tagung finden Sie auf der Homepage des BVBG unter www.bvbg.de
Verantwortlich: Anton J. Schmidt, Vorstandvorsitzender BVBG
Der BVBG e.V. ist ein Zusammenschluss von fünf großen Beschaffungsinstitutionen in Deutschland. Um allen Patienten auch zukünftig bestmögliche medizinische Versorgung anbieten zu können, sind Qualität, Patientensicherheit und Wirtschaftlichkeit bei der Beschaffung von Sachmitteln ausgewogen zu betrachten. Der Verband bemüht sich um zielführende Standards und hat für die ganzheitliche Betrachtung des Beschaffungsprozesses eine Standard Operating Procedere (SOP) entwickelt.
Unterstützt wird die Verbandsarbeit durch die BVBG-Gütesiegel Initiative. Diese Dialogplattform ermöglicht einen strukturierten Austausch aller Akteure und wird inhaltlich durch das BVBG-Gütesiegel, dem namhafte Meinungsbildner aus der Gesundheitswirtschaft angehören, getragen.
Mehr dazu finden Sie unter www.bvbg.de oder www.bvbg-guetesiegel.eu