Berlin – Schon die Vorabberichterstattung über die Ergebnisse einer deutschlandweiten Krankenhausbefragung, die der Bundesverband der Beschaffungsinstitutionen in der Gesundheitswirtschaft Deutschland e.V. (BVBG e.V.) und die K.O.M.® GmbH, Spezialist im Bereich Krankenhausmanagement, zusammen durchgeführt haben, ließ aufhorchen. Der Sparzwang in deutschen Krankenhäusern führt aufgrund minderwertiger Produkte, die eingekauft werden, zu immensen Folgekosten, die dem Ziel Kosten zu senken direkt entgegenstehen. Die Versorgung der Patienten wird schlechter, bei gleichzeitig steigenden Kosten für Mehrarbeit der Mitarbeiter und unnötigen Anschlussbehandlungen durch qualitativ minderwertige Materialien.
Weitere Validierung der Studienergebnisse
Dass die Sicherheit der Patienten in entscheidendem Maße von der Produktqualität abhängt, steht außer Frage. Dass aber auch wirtschaftliche Vorteile mit der konsequenten Einführung des sogenannten QS-Faktors verbunden sind, zeigen die weiterführenden Ergebnisse der gemeinsamen Studie auf, die am 05. Dezember 2014 Berlin auf der BVBG-Gütesiegel Boardsitung vom K.O.M.® GmbH Geschäftsführer Winfried Neun vorgestellt wurden.
Das multidisziplinäre Gremium von Experten aus der Gesundheitswirtschaft, Wissenschaft und Gesundheitspolitik einigte sich auf konkrete Maßnahmen, die bereits erfolgreich angelaufen sind und sich mit der „Qualitätsoffensive“ des Bundesgesundheitsministeriums und der Gründung eines „Qualitätsinstitutes“, das auch die Qualität von Krankenhäusern beurteilen soll, weitgehend decken.
Ergebnisse zeigen deutlichen Mehrwert auf
Aus den Erfahrungen und der Validierung der Studie, die auch auf die Schweiz als Benchmark ausgeweitet wurden, hat das Experten-Team der K.O.M.® GmbH konkrete Handlungsempfehlungen formuliert. In Pilotkrankenhäusern stand die K.O.M. GmbH dafür beratend zur Seite und gab den Gesundheitseinrichtungen methodische Hilfestellung zur Einführung von effizienten Systemen und Tools im Einkauf sowie die daran angrenzende Schnittstellen. Eingeführt wurden erstmals Kennzahlensysteme und Bewertungstools wie der QS-Faktor (Qualität und Sicherheit), welcher es erlaubt, Qualität und Kosten anhand ökonomischer Maße zu beurteilen.
Bei der Implementierung des QS-Faktors wurden drei wesentliche Bemessungsgrundlagen für Qualitätsfaktoren identifiziert. Zum einen die Quote von Produktdefekten (Anzahl auszutauschender Produkte durch Produktfehler) und die Lebensdauer von Produkten sowie die Prozesslänge beim Einsatz von Produkten. Anhand dieser Bemessungsrundlagen wurden konkrete Produkte untersucht und deren Wirtschaftlichkeit genau berechnet.
Der sich aus den Ergebnissen zu erzielende Mehrwert bei höherer Produktqualität bezieht sich einerseits auf die Materialeffizienz, den Zeitgewinn und der gesteigerten Motivation für das Personal, die Kostenargumentation und die verbesserte Patientensicherheit. Deutlich wurde in den Pilotprojekten auch, dass die strategische Ausrichtung in Bezug auf die Umsetzung der spezifischen Mehrwerte von der jeweiligen Klinikleitung definiert werden muss. Die Klinikleitung sollte den Grad der Wirtschaftlichkeit, die Höhe der zu erbringenden Qualität und die Maßnahmen für die Patientensicherheit gemeinsam mit den Mitarbeitern definieren.
Während sich Sachkosteneinsparungen durch verbesserte Produktqualität direkt auf der Kostenseite des Einkaufs bemerkbar machen, müssen Zeitgewinne – ermittelt durch den QS-Faktor – über konkrete Entscheidungen entweder in monetäre Einsparungen oder zusätzlichen Umsatz umgesetzt werden. Alternativ können Zeitgewinne zugunsten der Mitarbeiter und / oder der Patientenfürsorge genutzt werden.
Grundsätzlich, so die zentralen Ergebnisse der Studie, gilt bei der Entscheidung für ein Produkt nicht mehr nur der Preis oder die Qualität alleine. Es müssen ebenso die Folgekosten beim Einsatz des Produktes für eine Entscheidung herangezogen werden. Daher ist eine Systematisierung des Einkaufs zwingend erforderlich und es muss ein größeres Bewusstsein sowie die Kontrolle von Folgekosten durch die Einführung von Tools und Methoden geschaffen werden.
Der QS-Faktor eignet sich als ergänzendes Hilfsmittel für eine interdisziplinäre Entscheidungsfindung bei der Auswahl von Produkten. Für die Umsetzung der Ziele aus der Qualitätsoffensive sind eine konsequente Ausrichtung der Klinik sowie das Commitment der Beteiligten erforderlich. Die Umsetzung muss als Top-Down-Ansatz seitens der Klinikleitung erfolgen.
Der Bundesverband der Beschaffungsorganisationen in der Gesundheitswirtschaft Deutschland e.V. (BVBG) vereint fünf große Beschaffungsinstitutionen und forciert mit seiner Verbandsarbeit die Aspekte Qualität, Patientensicherheit und Wirtschaftlichkeit bei der Beschaffung von Sachmitteln für Gesundheitseinrichtungen.