Mehr Reichweite im Gesundheitsmarkt

Schließen

Registrierung

Melden Sie sich noch heute an, um gezielt und effektiv Ihre Nachrichten in der Gesundheitsbranche verbreiten zu können.

Kontoinformationen

Ansprechpartner:in

Adresse

Kontakt

Es wurde eine E-Mail zur Bestätigung an Sie gesendet. Nach der Bestätigung sind Sie erfolgreich registriert.


Bundesgesundheitsministerin Ulla Schmidt nach amerikanisch-deutschem Pflege-Kongress: voneinander lernen – bessere Qualität – mehr Transparenz – gestärktes Ehrenamt / Vergleich der Gesundheitssysteme: kurze Wartezeite – gute Qualität – gute Chronikerversorgung

BMG-Pressemitteilung

Berlin – Die Versorgung pflegebedürftiger Menschen und ein internationaler Vergleich der Gesundheitssysteme standen im Zentrum der Gespräche von Bundesgesundheitsministerin Ulla Schmidt und der deutschen Delegation in Washington.

Die Ministerin nahm an der ersten amerikanisch-deutschen Konferenz “The US/Germany Dialogue on Long-Term Care” teil. Ulla Schmidt: “Eine Gesellschaft des längeren Lebens beschäftigt alle Industrienationen und stellt sie vor große Herausforderungen. Beide Seiten können voneinander lernen. Für uns besonders interessant ist die größere Transparenz bei der Qualität der Heime und der viel größere Einsatz ehrenamtlicher Helfer in den USA. Die Pflegereform in Deutschland setzt hier an: Gestärkt werden die Pflege zu Hause, die Beratung der Betroffenen und ihrer Familien im Wohnquartier mit mehr Hilfen im Alltag.”

Vorbildlich sei in den USA, dass man sich im Internet die Ergebnisqualität einzelner Pflegeheime, die Medicare angeschlossen sind, anschauen kann. Schmidt: “Diesen Weg werden wir in Deutschland auch einschlagen. Der Verbraucher bekommt mehr Informationen über die Qualität von Einrichtungen in verständlicher Sprache.”

Ministerin Schmidt sieht teilweise ähnliche Lösungsansätze. In den USA gibt es schon heute eine bundesgesetzliche Regelung, nach der Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen das Recht haben, bis zu 12 Wochen für die Pflege eines Angehörigen unbezahlt von der Arbeit fernzubleiben.

Da es in den USA anders als in Deutschland keine gesetzliche Absicherung des Pflegerisikos gibt, können viele Menschen die vergleichsweise teuren stationären Pflegeeinrichtungen nicht aus eigenen Mitteln bezahlen, und sind dann auf Sozialhilfesysteme angewiesen.

Eine Vertreterin des amerikanischen Gesundheitsministeriums wies auf zwei Programme hin, die kommunale Beratungs- und Unterstützungsstellen sowie ein Fallmanagement für pflegebedürftige Menschen vorsehen. Trotz aller Unterschiede im politischen Ansatz ähneln diese Bestrebungen den in der Pflegereform vorgesehenen Pflegestützpunkten und Pflegeberatern.

Bundesgesundheitsministerin Schmidt: “Die Wünsche der Menschen nach einer humanen Pflege und einer guten Qualität der Pflege sind in Deutschland und in den USA gleich. Pflegebedürftige Menschen müssen ein möglichst selbständiges und selbstbestimmtes Leben führen können.”

Als Vertreterin eines Bundeslandes nahm an der Konferenz die rheinland-pfälzische Sozial- und Gesundheitsministerin Malu Dreyer teil. Ministerin Dreyer: “Pflege vor Ort, vor allem im häuslichen Bereich, funktioniert nur, wenn es gelingt, ein Netz zwischen Angehörigen, sozialem Umfeld und den professionellen Pflegekräften zu knüpfen.

Beeindruckt hat besonders das breitere Spektrum von Ehrenamtlern, Assistenzen, Fachkräften ganz unterschiedlicher Qualifikation. Diese stärkere Differenzierung sollten wir auch in Deutschland fördern.”

Die Konferenz wurde von der American Association of Retired Persons (AARP) und dem Bundesministerium für Gesundheit veranstaltet. AARP ist eine überparteiliche Organisation für Menschen ab 50 Jahren. AARP hat ca. 38 Millionen Mitglieder und hat sich zum Ziel gesetzt, die Lebensqualität für die US-Bürger während des Älterwerdens und im Alter zu verbessern.

Ländervergleich des Commonwealth Fund

Die zweite wichtige Konferenz, an der Bundesgesundheitsministerin Ulla Schmidt mit Gesundheitsministern und Vertretern aus USA, Großbritannien, Niederlande, Kanada, Australien und Neuseeland teilnahm, war das 10. Internationale Symposium des Commonwealth Fund. Zum diesjährigen Ländervergleich des Commonwealth Fund erklärt Bundesgesundheitsministerin Ulla Schmidt: “Die Ergebnisse für Deutschland können sich sehen lassen. Wir haben im Vergleich zu anderen Staaten keine Probleme mit der Notfallversorung, keine Wartelisten und nur wenig Behandlungsfehler. Ein Großteil der Befragten in Deutschland will zwar ganz allgemein Veränderungen des Gesundheitssystems, was vor dem Hintergrund der heftigen kontroversen Debatten über die Gesundheitsreform in Deutschland nicht verwunderlich ist. Das entscheidende für mich ist jedoch die Frage, in welche Richtung das Gesundheitssystem verändert werden soll. Wir wissen aus vielen Erhebungen: Die Mehrheit der Menschen in Deutschland will z. B., dass die Trennung zwischen privater und gesetzlicher Krankenversicherung aufgehoben wird.”

Ulla Schmidt nannte auf dem Symposium mehrere Punkte, von denen Deutschland gelernt hat bzw. noch lernen kann. “Mir liegt besonders am Herzen, die Versorgung chronisch Kranker – wie in den letzten Jahren begonnen – weiter zu verbessern. Wir müssen die Behandlung besser koordinieren und aufeinander abstimmen. In den USA werden Innovationen durch die Forschung schneller als in Deutschland anwendungsreif gemacht, jedoch ist in Deutschland der Zugang von Patienten zu Innovationen viel breiter. Alle müssen sich anstrengen, den Patienten Zugang zu mehr und besseren Informationen zu verschaffen. Das stärkt Patientensicherheit und -souveränität.”

Viele Experten führen die hohen Kostensteigerungen im US-Gesundheitssystem auf die hohe Zahl der Unversicherten zurück. Mindestens 47 Mio. Menschen haben in den USA keine Krankenversicherung. Die hohe Zahl der Menschen ohne Krankenversicherungsschutz macht das System teuer. Für viele bleibt nur noch der Weg in die Notfallaufnahme, der emergency room ersetzt faktisch den Hausarzt. Da die Kliniken von den Unversicherten dafür in der Regel kein Geld erhalten, werden die hohen Kosten auf alle anderen umgelegt. Das trägt zu den extrem hohen Preisen in der amerikanischen Krankenhausversorgung bei.

Ulla Schmidt: “Daher ist ein universeller Krankenversicherungsschutz, das Recht auf Krankenversichung nicht nur eine gute Basis für eine gute medizinische Versorgung für alle, sondern gleichzeitig auch der beste Weg, die Kosten zu kontrollieren.”

Die internationale gesundheitspolitische Befragung 2007 trägt den Titel: “Der Weg zu leistungsfähigeren Gesundheitssystemen: Die Erfahrungen Erwachsener mit der Gesundheitsversorgung in sieben Ländern” (USA, Großbritannien, Deutschland, Niederlande, Kanada, Australien, Neuseeland). Deutschland beteiligt sich zum dritten Mal an dem Survey. Die jüngste internationale gesundheitspolitische Befragung des Commonwealth Fund wurde in Deutschland vom Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen durchgeführt. Der Survey fragt nach persönlichen Erfahrungen mit Zugang zu Gesundheitsleistungen, nach finanziellen Belastungen durch Gesundheitsausgaben, Koordinierung der Versorgung, Patientenorientierung, Versorgung chronisch Kranker und Patientensicherheit.

Zu den Einzelergebnissen:

Die Deutschen (befragt wurden 1.407 Personen im März/April 2007) zeigen sich reformbereit. Über die Hälfte der Befragten (51 %) befürworten sehr weitreichende bzw. grundlegende Änderungen im deutschen Gesundheitswesen. 27 % der Befragten plädieren gar für einen kompletten Umbau des deutschen Gesundheitswesens. Jeder fünfte Befragte ist der Meinung, nur wenige Änderungen seien erforderlich.

-Erreichbarkeit am gleichen Tag: hier gaben 55 % der Befragten an, im akuten Krankheitsfall sofort einen Termin erhalten zu haben – das ist Platz 1 im Vergleich. Ähnlich gut sieht es mit der Erreichbarkeit außerhalb der Sprechzeiten aus.

-Dem entspricht, dass die Notaufnahmen im Krankenhaus nur von 5 % der Befragten aufgesucht wurden, weil kein anderer Arzt erreichbar gewesen war. Wartezeiten in der Notaufnahme waren nur in 11 % (NL: 9 %) der Fälle länger als zwei Stunden.

-Wartezeiten für planbare Eingriffe betrugen in 72 % der Fälle mehr als einen Monat, aber nur in 3 % der Fälle mehr als 6 Monate. Nur die Holländer werden noch schneller behandelt.

-Zugang zu medizinischen Leistungen: Hier nimmt Deutschland einen hinteren Mittelplatz ein. Jeder fünfte Befragte gab an, aus einem von drei Kostengründen einen Arztbesuch vermieden zu haben, einen Test nicht in Anspruch genommen oder ein Rezept nicht abgeholt zu haben (NL 5 %, USA 37 % der Befragten).

-Dennoch ist Deutschland weiterhin Spitzenreiter bei der jährlichen Zahl der Arztbesuche: 7 pro Kopf. Neuseeland und USA liegen bei 3,2 bzw. 3,8. Ähnlich sieht es aus für die Arztdichte je 1000 Einwohner, die nur in den Niederlanden noch höher ist als bei uns – 3,7 / 1000, bei uns 3,4 / 1000.

-Die Deutschen gehen häufig zum Spezialisten: 44 % der Befragten gaben an, zwei oder mehr Fachärzte im vergangenen Jahr besucht zu haben (Folie 26). Das ist einsame Spitze, abgeschlagen folgen Australien (29 %) und USA (27 %).

-Patientenorientierung/Arzt-Patienten-Kontakt: Deutsche Hausärzte scheinen ihre Patienten mitsamt ihrer Krankengeschichte besser zu kennen (78 % – höchster Wert, 62 % – niedrigster Wert in den USA) als die Kollegen woanders.

-Qualität: Die Qualität der erhaltenen Versorgung bewerten 52 % mit sehr gut oder hervorragend. Am zufriedensten sind die Niederländer (72 %).

-Chronikerversorgung: Nur einer von fünf chronisch Kranken erhält bisher in Deutschland von seinem Arzt einen Therapieplan für zu Hause. Hier sind die USA mit 52% Spitze.

-Medizinische Fehler: Nnur sehr wenige der Befragten berichteten von Behandlungsfehlern.

In diesem Zusammenhang wurden auf der Konferenz auch jüngste Daten der OECD für Deutschland diskutiert: Zwar gibt Deutschland im Vergleich einen hohen Anteil des BIP für eine umfassende medizinische und zahnmedizinische Versorgung aus, jedoch liegt D bei den Krankenhausausgaben pro Tag, bei den Pro-Kopf-Ausgaben für (ambulante) ärztliche Leistungen, sowie bei der Wachstumsrate der Arzneimittelausgaben pro Kopf an vorletzter Stelle.

Weitere Informationen finden Sie unter http://www.commonwealthfund.org bzw. hier finden Sie direkt zum Survey: http://www.commonwealthfund.org