Berlin – Die am 1. Januar dieses Jahres eingeführte Familienpflegezeit ist auf einem guten Weg. Kristina Schröder, Bundesministerin für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, hat heute (Montag) in Berlin Vertreterinnen und Vertreter der ersten Unternehmen empfangen, die die Familienpflegezeit anbieten. Damit können schon jetzt rund 300.000 Beschäftigte der teilnehmenden Unternehmen die neue Familienpflegezeit nutzen.
“Die Familienpflegezeit eröffnet der Sozialpolitik in Deutschland eine neue Dimension und bietet Vorteile für alle Beteiligten”, sagte Bundesfamilienministerin Schröder zur Begrüßung der Unternehmen. “Pflegende Angehörige können künftig Beruf und Pflege besser miteinander vereinbaren, Pflegebedürftige können besser von ihren Familienangehörigen gepflegt werden und den Unternehmen bleiben ihre qualifizierten Beschäftigten erhalten – ohne finanziellen Mehraufwand. Die Familienpflegezeit ist damit die zeitgemäße Antwort auf den demografischen Wandel und der prognostizierten Zunahme der Pflegebedürftigen in unserer Gesellschaft.”
Die Familienpflegezeit ist eine freiwillige und individuelle Vereinbarung zwischen Arbeitgebern und Arbeitnehmern. Beide Seiten können sich wie folgt absichern:
Mit Unterstützung der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) bietet das Bundesamt für Familie und zivilgesellschaftliche Aufgaben allen Arbeitgebern die Möglichkeit eines zinslosen Darlehens im Umfang der Lohnvorauszahlung und schließt dadurch Einschränkungen der Liquidität aus.
Pflegende Beschäftigte können sich entweder über eine eigene Familienpflegezeitversicherung absichern oder beim Bundesamt für Familie und zivilgesellschaftliche Aufgaben (BAFzA) in eine dort vorgehaltene Gruppenversicherung eintreten. Hierfür hat das das BAFzA eine Kooperation mit der Versicherungsgesellschaft BNP Paribas geschlossen. Bei den Versicherungsprämien gibt es keine Unterscheidung nach Alter, Geschlecht oder Gesundheitszustand Dadurch wird ein unkomplizierter Abschluss sichergestellt. Erste Versicherungen für die Familienpflegezeit sind bereits zertifiziert.
Unternehmen, die die Familienpflegezeit bereits anbieten, sind: Airbus Deutschland GmbH, BNP Paribas Versicherungen, Continental AG, Deutsche Post AG, Deutsche Telekom AG, Genworth Versicherung, Georgsmarienhütte GmbH, GLOBUS Handelshof, KfW Bankengruppe, Landeshauptstadt Wiesbaden, Lanxess AG, Roche Diagnostics GmbH und Sozialholding der Stadt Mönchengladbach.
Mit der Familienpflegezeit reagiert die Bundesregierung auf die sich verschiebende Altersstruktur in unserer Gesellschaft. Bereits heute sind rund 2,4 Millionen Menschen pflegebedürftig. In wenigen Jahrzehnten soll die Zahl bereits bei über vier Millionen liegen – bei gleichzeitigem Rückgang der Erwerbstätigen.
Gerade viele ältere Pflegebedürftige wollen zu Hause in den eigenen vier Wänden von Familienangehörigen gepflegt werden. Diesem Bedürfnis entspricht, dass in Zukunft mehr ambulant als stationär gepflegt werden soll.
Hier setzt die Familienpflegezeit an: Beschäftigte, die eine Familienangehörige oder einen Familienangehörigen pflegen wollen, können ihre Arbeitszeit über einen Zeitraum von maximal zwei Jahren auf bis zu 15 Stunden reduzieren. Das Gehalt reduziert sich dabei nur auf 75 Prozent des letzten Bruttoeinkommens. Während der Familienpflegezeit besteht ein besonderer Kündigungsschutz. Ist die Pflegezeit beendet und die Beschäftigten arbeiten wieder in Vollzeit, bleibt das Gehalt bei 75 Prozent, bis der Vorschuss nachgearbeitet worden ist. Anträge für die Familienpflegezeit können bereits seit dem 1. Januar 2012 gestellt werden.
Weitere Informationen finden Sie unter http://www.bmfsfj.de