Berlin – Mit der Kampagne „100.000 Substituierte bis 2022“ wollen die Deutsche Aidshilfe, der JES-Bundesverband und akzept e.V. mit Unterstützung der Drogenbeauftragten der Bundesregierung, Frau Ludwig, die Substitution stärken.
Ziel ist, dass bis 2022 mindestens 60 Prozent der Opioidabhängigen behandelt werden. Knapp die Hälfte der etwa 165.000 Opioidabhängigen in Deutschland erhalten seit einigen Jahren eine Substitutionsbehandlung. In vielen anderen europäischen Ländern wie in Frankreich, Spanien und Norwegen ist die Behandlungsquote allerdings höher als in Deutschland.
Infektionen vermeiden, Leben retten und Teilhabe ermöglichen
„Diese Behandlung der Opioidabhängigkeit ist in Europa ‚State of the Art‘. Sie trägt zur gesundheitlichen Stabilisierung bei, ermöglicht soziale und berufliche Teilhabe und verhindert HIV- und Hepatitis- Infektionen sowie drogenbedingte Todesfälle“, so Ulf-Arne Kristal, Vorstand der Deutschen Aidshilfe.
Erreicht werden soll das Etappenziel von 100.000 Substituierten gemeinsam mit Drogenhilfeeinrichtungen, Multiplikator_innen der Selbsthilfe, Patient_innen und der Ärzt_innenschaft, aber auch mit Unterstützung der Politik.
Der Start der Kampagne war der 31. August 2020, der International Overdose Awareness Day. An diesem Tag stehen weltweit Opioid-Überdosierungen und die damit verbundenen vermeidbaren Todesfälle, aber auch Gegenmaßnahmen wie die Substitutionsbehandlung im Fokus.
100.000 Substituierte bis 2022: Die Chancen stehen gut
Die Chancen, das Kampagnenziel tatsächlich zu erreichen, stehen gut: Durch die Corona-Pandemie hat sich die Bereitschaft für eine Substitutionstherapie bei Heroinkonsument_innen deutlich erhöht.
Aktionen auf verschiedenen Ebenen für verschiedene Zielgruppen
Die Kampagne 100.000 Substituierte bis 2022 lebt von Aktionen auf verschiedenen Ebenen für verschiedene Zielgruppen und Akteur_innen:
„Die Kampagne wendet sich direkt an Heroinkonsument_innen. Mittels zielgruppenspezifischer Medien wie Videos und Printmedien sollen Drogenkonsument_innen über die Möglichkeiten der Substitution informiert werden“, erläutert Claudia Schieren vom Vorstand des JES-Bundesverbands.
Über die Vorstellung der Kampagne auf Kongressen und Konferenzen, etwa den Suchtkongressen in Berlin und München, sollen Mediziner_innen verwandter Fachrichtungen wie z. B. HIV-Schwerpunkteärzt_innen, Hepatolog_innen und Gastroenterolog_innen erreicht werden, um sich in der Substitutionsbehandlung zu engagieren.
Zudem werden im Rahmen der Nationalen Substitutionskonferenz (NASUKO) sowie über Onlinemedien Mitarbeiter_innen in Aids- und Drogenhilfen für die Substitutionsbehandlung sensibilisiert. „Es gilt in der Beratung, aber auch mittels Kurzinterventionen Drogengebraucher_innen zu motivieren und bis zum Behandlungsbeginn zu begleiten“, so Prof. Dr. Stöver vom Akzept-Bundesverband.
„Substitution kann nicht nur Leben retten, sie ist für viele Opiatabhängige der erste Schritt in ein besseres Leben. Weg von der Straße, raus aus dem Kreislauf von Beschaffung und Sucht, rein in einen halbwegs stabilen Alltag. Die Lücken in der Substitutionsversorgung müssen dringend geschlossen werden! Wir brauchen viel mehr Ärztinnen und Ärzte, die bereit sind, eine Substitutionsbehandlung anzubieten. Mit meinem Runden Tisch zur Substitution arbeite ich genau an diesem Ziel. 100.000 Substituierte in zwei Jahren – das ist ein hoch gestecktes Ziel, aber genau solche Ziele brauchen wir“, so Daniela Ludwig, Drogenbeauftragte der Bundesregierung.
Weitere Informationen zur Kampagne:
www.jes-bundesverband.de/projekte/100000-substituierte-bis-2022/