München/Kirchheim (Teck) – Soll in Zukunft nur noch privat versicherten Herzpatienten eine qualitativ hochwertige medizinische Versorgung zukommen? In Anbetracht der trotz aller Proteste weiter sinkenden Regelleistungsvolumen befürchtet der Bundesverband Niedergelassener Kardiologen (BNK), dass vertragsärztlich tätige Herzspezialisten in weiten Teilen Deutschlands zunehmend gezwungen sein könnten, ihr Leistungsniveau den nicht ausreichenden finanziellen Mitteln anzupassen. Das Regelleistungsvolumen berechnet sich aus Fallwert und Fallzahl. Um kostendeckend arbeiten zu können, benötigt eine durchschnittliche kardiologische Praxis nach Berechnungen des BNK einen Fallwert von mindestens 95 Euro. Für das erste Quartal 2009 wurden jedoch nur Fallwerte von 50 bis 75 Euro bezahlt. Im zweiten Quartal werden die Fallwerte sogar bis auf 43 Euro absinken, wodurch sich die angespannte finanzielle Situation vieler Praxen weiter verschärfen wird.
Aktuelle Analysen des BNK ergeben vor allem für einzelne Regionen in Baden-Württemberg und Bayern, aber auch in allen weiteren Bundesländern, dringenden Nachbesserungsbedarf bei den Honoraren. Insgesamt zwingend bleibt eine bundesweite Erhöhung der Vergütung, wie sie der BNK bereits seit Monaten mit Nachdruck fordert. Erfolgt diese nicht, müssten Kardiologen aus wirtschaftlichen Gründen vielerorts dazu übergehen, ihr Leistungsangebot auf eine Basisversorgung zu beschränken und Wartelisten für nicht akute Behandlungsfälle einzuführen. Dem Spardruck zum Opfer fielen im ambulanten Sektor vor allem Invasivleistungen, die von spezialisierten Praxen derzeit zu erheblich geringeren Kosten als in Kliniken durchgeführt werden können.
Klares Nein zur staatlich verordneten Zweiklassenmedizin
Die niedergelassene Kardiologie in Deutschland steht für eine fortschrittliche Qualitätsmedizin. Und zwar für alle Patienten, unabhängig von ihrem Versichertenstatus. Im Interesse unserer Patienten sind wir nicht bereit, eine staatlich verordnete Zweiklassenmedizin hinzunehmen, sagt hierzu der erste Vorsitzende des BNK, Norbert Smetak. Verärgert zeigt sich der im baden-württembergischen Kirchheim unter Teck praktizierende Kardiologe über Berichte, die Ärzte unter den Generalverdacht stellten, auf Kosten der Patienten ihre Forderungen durchzusetzen: Man liest und hört dieser Tage viel von Jammern auf hohem Niveau, Vorkasse-Ärzten oder von Ärzten, die von den Kassen angebliche Milliardenhonorare erpressen wollten. Wohin die für dieses Jahr im Vergleich zu 2007 zusätzlich bewilligten 2,7 Milliarden Euro geflossen sind, ist jedoch nicht nur uns ein Rätsel. Zudem kann man den Eindruck gewinnen, dass es gängige Praxis geworden sei, Patienten die Behandlung zu verweigern, falls diese nicht bar dazubezahlen. Doch sich rechtswidrig verhaltende Ärzte sind Einzelfälle. Unerwähnt bleibe meist, so Smetak weiter, dass die zu niedrigen Vergütungen mittelfristig vielerorts keine adäquate Versorgung mehr erlaubten: Wir finden diese Vorstellung unerträglich und sind auch überzeugt, dass die gegenwärtigen Zustände nicht im Sinne der Kassen und der Politik sein können. Gerade im Wahljahr 2009, mahnt der BNK-Vorsitzende, sei es angebracht, an echten Lösungen zu arbeiten und nicht auf Zeit zu spielen sowie durch Polemik gegenüber Ärzten vom eigentlichen Problem, einer komplett gescheiterten Honorarreform, abzulenken.