Berlin – Der 115. Deutsche Ärztetag in Nürnberg hat erstmals die Förderung innovativer kooperativer Versorgungskonzepte beschlossen. Der angenommene Leitantrag des Vorstands der Bundesärztekammer strebt eine Balance zwischen allen denkbaren Interessengruppen an und fordert eine allgemeine Förderung sämtlicher kooperativer Strukturen wie Gemeinschaftspraxen, Ärztehäuser, Medizinische Versorgungszentren, hausarztzentrierte Versorgung, Belegarztwesen und Ärztenetze. Der BMC begrüßt das Votum des Deutschen Ärztetags als wichtigen Schritt für die Sicherstellung der Versorgung in schwer zu versorgenden Regionen.
“Die Förderung kooperativer Versorgungsformen ist nicht nur dazu geeignet, dem drohenden Ärztemangel in strukturschwachen Regionen zu begegnen, sondern entspricht auch dem sich ändernden Berufsbild junger Mediziner. Viele von ihnen sind das Einzelkämpfer-Dasein leid und suchen die intensive fach- und berufsgruppenübergreifende Kooperation mit den Kollegen”, sagt Prof. Dr. Volker Amelung, Vorstandsvorsitzender des BMC. Zudem würde die Vernetzung zu einer Qualitätsverbesserung insbesondere in der Behandlung multimorbider Patienten führen, die auf lückenfreie und koordinierte Behandlungsprozesse angewiesen seien.
Der Leitantrag der Bundesärztekammer zum 115. Deutschen Ärztetag fordert eine allgemeine Förderung folgender innovativer kooperativer Versorgungskonzepte:
- Gemeinschaftspraxen, fachärztliche Satellitenpraxen mit ggf. abwechselnder Besetzung durch unterschiedliche Fachärzte, Ärztehäuser oder regionale Versorgungszentren.
- Kooperation in Praxisnetzen durch Vernetzung von Ärzten einer Region, ggf. einschließlich anderer Gesundheitsberufe, möglichst unter Einbeziehung des stationären Bereichs und insbesondere der Regelung des übergangs zwischen den einzelnen Versorgungsbereichen (ambulant/stationär/ambulant).
- Intensivierung der Kooperation von Haus- und Fachärzten mit den Pflegekräften im Pflegeheim und mit den ambulanten Pflegediensten.
- Ausbau ambulanter Rehabilitationseinrichtungen, insbesondere der geriatrischen Rehabilitation, durch Bildung ambulanter Rehabilitationszentren, in welchen die Zusammenarbeit der Ärzte der verschiedenen beteiligten Fachrichtungen mit den zuständigen Gesundheitsberufen erfolgt.
- Ausbau der Prävention durch Einbeziehung aller relevanten Gesundheitsfachberufe sowie anderer Berufe wie übungsleiter der Sportvereine.
- Ausbau der Zusammenarbeit mit Selbsthilfegruppen, der Jugendhilfe, der Suchthilfe und psychiatrischen Tagesstätten.
Das klare Bekenntnis des Deutschen Ärztetags sei umso wichtiger, als das neue Versorgungsformen nur funktionieren könnten, wenn die Initiative von den Leistungserbringern ausgehe. “Managed Care wird sich nur dann durchsetzen, wenn es von den Ärzten akzeptiert wird und es gelingt, Strukturen zu schaffen, die sie motivieren und stärken”, so Amelung. Der nächste Schritt müsse daher in der Budgetmitverantwortung liegen. Deshalb setze der BMC große Hoffnung auf die durch das Versorgungsstrukturgesetz erfolgte Änderung des § 87b SGB V und die Möglichkeit, Praxisnetzen eigene Honorarbudgets zuzuweisen. Jetzt komme es darauf an, dass die Kassenärztliche Bundesvereinigung belastbare Kriterien für die Anerkennung besonders förderungswürdiger Praxisnetze definiere und hohe Qualitätsanforderungen gestellt würden. Daher führe aus Sicht des BMC an einer verbindlichen und standardisierten Evaluierung kein Weg vorbei.
Der BMC ist ein pluralistischer Verein für innovative Systementwicklung im Gesundheitswesen. Er ist das Forum für zukunftsfähige, qualitätsgesicherte und patientenorientierte Konzeptionen. Der BMC vertraut auf die Kräfte eines freiheitlichen und wettbewerbsorientierten, gleichwohl auch solidarischen Systems. Seine Mitglieder repräsentieren die gesamte Bandbreite aller Akteure des Gesundheitswesens. Der BMC wurde 1997 gegründet und zählt über 150 Mitglieder.