Berlin – Schmerz, der nicht mehr weicht: Das ist Alltag für viele Menschen, die an einer der so genannten muskuloskelettalen Erkrankungen wie Rückenschmerzen, Arthrose, Rheuma oder Osteoporose leiden. In Deutschland sind rund 30 Millionen Menschen betroffen. “Die Erforschung dieser Krankheiten hat für uns hohe Priorität, deshalb bringen wir das neue Forschungsnetz auf den Weg. Hier werden die besten Expertinnen und Experten in Deutschland zusammenarbeiten, um gemeinsam Behandlungsmethoden und Präventionsansätze zu verbessern. Entscheidend ist, dass die Forschungsergebnisse rasch bei den Menschen ankommen”, sagte Bundesforschungsministerin Johanna Wanka.
Ein Schwerpunkt des Forschungsnetzes wird auf der Analyse der aktuellen Versorgungssituation, der Krankheitslast und der Behandlungskosten der wichtigsten rheumatischen Erkrankungen liegen: Wie wird die Krankheitsversorgung beispielsweise durch die soziale Situation, das Geschlecht und den Wohnort beeinflusst? Die Sturzprävention bei Osteoporose-Betroffenen hat sich ein anderer Verbund zum Ziel gesetzt. Denn ein Knochenbruch kann weitreichende Folgen bis hin zur Pflegebedürftigkeit haben. In diesem Forschungsprojekt sollen bestehende Strategien der Versorgung auf Verbesserungsmöglichkeiten hin überprüft werden.
Ein internationales Gutachtergremium hat aus 65 eingereichten Anträgen folgende acht Forschungsverbünde ausgewählt:
Rheuma: Biomarker und Bildgebung
Koordinator: Prof. Dr. Rüdiger Burmester, Charité – Universitätsmedizin Berlin
Das Forschungsziel des Verbundes ist, neue Biomarker für Patientinnen und Patienten mit rheumatischen Erkrankungen zu identifizieren und zu validieren. Dies erlaubt eine effektivere Therapie für die einzelnen Patientinnen und Patienten.
Rheuma: Versorgungsforschung
Koordinatorin: Prof. Dr. Angela Zink, Deutsches Rheumaforschungszentrum Berlin
In diesem Forschungsverbund soll die Versorgungssituation der Patientinnen und Patienten mit den wichtigsten rheumatischen Erkrankungen in Deutschland eingehend untersucht werden. Hierbei sollen sowohl die Krankheitslast für die Betroffenen als auch die Kosten der Behandlung erfasst werden.
Osteoarthritis: Frühe Therapie
Koordinatoren: Prof. Dr. Georg Duda und Prof. Dr. Wolfgang Ertel, Charité – Universitätsmedizin Berlin
Der Forschungsverbund beschäftigt sich mit dem Frühstadium der Osteoarthritis am Kniegelenk. Risikofaktoren wie z.B. mechanische Einflüsse auf das Gelenk und geeignete präventive Therapieansätze sollen untersucht werden.
Osteoarthritis des Knies
Koordinator: Prof. Dr. Wolfgang Potthast, Deutsche Sporthochschule Köln
Der Einsatz eines künstlichen Kniegelenks ist für die Betroffenen belastend und mit einer langen Rehabilitation verbunden. In diesem Forschungsverbund soll ein Implantat entwickelt und optimiert werden, das es erlaubt, einen vollständigen Knieersatz zu verzögern oder sogar zu vermeiden. Mobilität und Lebensqualität der Patientinnen und Patienten könnten dadurch gesteigert werden.
Neuroimmunologie und Schmerz
Koordinator: Prof. Dr. Hans-Georg Schaible, Klinikum der Universität Jena
In diesem Forschungsverbund sollen neue Behandlungsmöglichkeiten für schmerzhafte muskuloskelettale Erkrankungen wie rheumatoide Arthritis, Osteoarthritis und Osteoporose erforscht werden. Dabei konzentrieren sich die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler auf die Wechselwirkungen zwischen dem Nerven- und dem Immunsystem.
Osteoporose-bezogene Frakturen: Prävention und Rehabilitation
Koordinator: Prof. Dr. Kilian Rapp, Robert-Bosch-Gesellschaft für Medizinische Forschung
Eine gezielte Sturzprävention kann das Auftreten osteoporotischer Brüche verringern. Diese präventiven Ansätze werden in diesem Forschungsverbund mit rehabilitativen Ansätzen kombiniert, um die Versorgung sturzgefährdeter Personen zu verbessern und Kosten zu senken.
Frühe Phasen der Osteoporose: Diagnose und individualisierte Behandlung
Koordinator: Prof. Dr. Stefan Mundlos, Charité – Universitätsmedizin Berlin
Die Behandlung von Patientinnen und Patienten mit Osteoporose setzt häufig erst dann ein, wenn bereits ein erheblicher Schaden am Knochen besteht. In diesem Forschungsverbund sollen frühzeitige Diagnose-, Präventions- und Behandlungsstrategien entwickelt werden, um die Lebensqualität der Betroffenen zu verbessern und Behandlungskosten zu senken.
Metabolischer Einfluss auf Gelenk- und Knochenerkrankungen
Koordinator: Prof. Dr. Georg Schett, Klinikum der Universität Erlangen-Nürnberg
Im Vordergrund dieses Forschungsverbundes steht ein interdisziplinärer Ansatz zur Behandlung von Patientinnen und Patienten mit Arthritis. Hierbei wird der Zusammenhang zwischen Gelenkerkrankungen und einem gestörten Stoffwechsel wie z.B. bei Übergewicht und Diabetes untersucht.
Bewertet wurden unter anderem die klinische Relevanz und die wissenschaftliche Qualität des jeweiligen Konzepts. Die Verbünde nehmen ihre Arbeit Mitte 2014 auf. 32 universitäre und außeruniversitäre Forschungseinrichtungen bündeln ihre Kompetenzen in anwendungsorientierter Grundlagenforschung, klinischer und Versorgungsforschung. Das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) fördert das Forschungsnetz mit 35 Millionen Euro.
Die Bekämpfung der Volkskrankheiten ist einer der Schwerpunkte des Gesundheitsforschungsprogramms der Bundesregierung. Ziel ist es, Ergebnisse aus der Forschung schneller und effizienter in die Gesundheitsversorgung zu überführen und damit für Patientinnen und Patienten nutzbar zu machen. Hierfür werden Strukturen geschaffen, die unterschiedliche Forschungsdisziplinen miteinander verknüpfen.
Weitere Informationen finden Sie unter: www.bmbf.de