Heidelberg – Eine Variante des Blutgerinnungshemmers Heparin könnte sich möglicherweise zur Behandlung von Krebserkrankungen eignen, wie ein Beitrag in der neuen Ausgabe des International Journal of Cancer (IJC) beschreibt. Weitere Themen im aktuellen Heft: Die Früherkennung von Leberkrebs bei Hepatitis-B-Patienten und die Isolation einer besonders aggressiven Gruppe von Krebszellen in Tumoren der Bauchspeicheldrüse.
Heparin wird weit verbreitet eingesetzt, um die Blutgerinnung zu hemmen, etwa nach Operationen. Doch das Medikament kann noch mehr: Quasi als Nebenwirkung vermag es auch die Neubildung von Blutgefäßen zu unterdrücken, die sogenannte Angiogenese, es inhibiert die Metastasierung von Tumoren und die Zellvermehrung. Aus Angst vor Blutungen wurde diese Antikrebswirkung von Heparin jedoch bislang nicht ausgenutzt. Wissenschaftler von der Universität Seoul um Esak Lee, haben nun eine natürlich vorkommende Heparin-Variante identifiziert, die die erwünschten krebshemmenden Eigenschaften aufweist, ohne gleichzeitig die Gerinnung zu stark zu beeinträchtigen. In Mäusen, die menschliche Tumorzellen verabreicht bekommen hatten, bremste diese Heparin-Form das Tumorwachstum und verlängerte damit deutlich die Überlebenszeit der Tiere. Die Autoren halten es für möglich, dass diese Heparin-Variante auch die Krebstherapie des Menschen sinnvoll ergänzen könnte.
In Asien ist die Infektion mit dem Hepatits B Virus die häufigste Ursache für Leberkrebs. Doch welcher Infizierte entwickelt tatsächlich einen Tumor? Zu welchem Zeitpunkt? Um diese Fragen zu beantworten, fehlte bislang ein Nachweissystem. Vincent Wai-Sun Wong und seine Kollegen von der Universität Hongkong entdeckten nun, dass die Konzentration des Immunbotenstoffs Interleukin 6 im Blut der Patienten starke Hinweise darauf geben könnte, welcher HBV-Infizierte bereits Leberkrebs entwickelt hat und welcher nicht. Offenbar steigt die Wahrscheinlichkeit, an Krebs erkrankt zu sein, oberhalb einer bestimmten Konzentration an. Die Autoren vermuten, dass die regelmäßige Kontrolle der Interleukin-6-Spiegel im Blut der Hepatitis-B-Infizierten dazu beitragen könnte, an Leberkrebs erkrankte Patienten früher als bisher zu identifizieren.
Immer mehr Forschungsergebnisse deuten darauf hin, dass sich in Tumoren eine kleine Gruppe sogenannter Krebsstammzellen befindet. Diese scheinen eine wichtige Rolle bei der Aufrechterhaltung des Tumors zu spielen, aber auch für die Resistenz gegenüber der Chemotherapie verantwortlich zu sein sowie für die Metastasenbildung und die Invasion in benachbartes Gewebe. In Bauchspeicheldrüsentumoren kommen diese Krebsstammzellen bevorzugt in sogenannten Nebenpopulationen (SP-Zellen) der Tumorzellen vor. Diese Zellen zeigen ein besonderes Färbemuster und können damit von der Hauptpopulation der Tumorzellen unterschieden werden. Ayano Kabashima von der Keio Universität in Tokyo konnte aus verschiedenen Zellkulturen von Bauchspeicheldrüsentumoren diese SP-Zellen isolieren und zeigen, dass sie – verglichen mit der Hauptpopulation der Tumorzellen – verstärkt Lebermetastasen hervorriefen. Die Autoren betonen, dass sich die Therapie von Bauchspeicheldrüsenkrebs verstärkt auf die SP-Zellen konzentrieren sollte.
Lee et al. Polyproline-type helical-structured low-molecular weight heparin (LMWH)-taurocholate conjugate as a new angiogenesis inhibitor DOI: 10.1002/ijc.24239 Wong et al. High serum interleukin-6 level predicts future hepatocellular carcinoma development in patients with chronic hepatitis B DOI: 10.1002/ijc.24281 Kabashima et al Side population of pancreatic cancer cells predominates in TGF-β-mediated epithelial to mesenchymal transition and invasion DOI: 10.1002/ijc.24349
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