Berlin – Arbeitsunfälle sind die Ursache vieler Behinderungen: So auch bei Tino Rehberg. Ein starker Stromschlag verbrannte Beine und Hände des Gerüstbauers so schwer, dass 2014 der rechte Unterschenkel des damals 34-jährigen abgenommen werden musste. „Nach dem Unfall wusste ich nicht, wie es weitergehen soll“, sagt der Betroffene. Heute hat er neuen Mut gefasst, nicht zuletzt dank der moralischen Unterstützung durch seinen „Peer“ – nach dem englischen Wort „gleich“, ein Mensch also, der solch eine Situation ebenfalls erlebt hat. Das berichtet die Berufsgenossenschaft der Bauwirtschaft (BG BAU) zum Internationalen Tag der Menschen mit Behinderungen, am 3. Dezember 2016.
Der Verlust eines Körperteils ist ein traumatisches Ereignis, das Patienten und Angehörige vor große Herausforderungen stellt. „Die Situation nach meinem Unfall war heftig, ich fühlte mich komplett überfordert“, erinnert sich Rehberg – eine typische Reaktion. Bereits in der stationären Rehabilitation im Unfallkrankenhaus Berlin, das zu den neun berufsgenossenschaftlichen Akutkliniken der gesetzlichen Unfallversicherung (BG-Kliniken) zählt, wurde Tino Rehberg zusätzlich durch einen Peer beraten. Gespräche mit Menschen, die ein ähnliches Schicksal erlebt haben, können den Patienten wieder Selbstvertrauen geben und sie unterstützen, mit der neuen Lebenssituation umzugehen. Denn anders als die behandelnden Ärzte, Therapeuten oder Reha-Manager können sich die Peers in die Lage der Betroffenen eins zu eins hineinfühlen.
Schon während der stationären Reha des Gerüstbauers organisierte die BG BAU zusammen mit den behandelnden Ärzten im Berufsgenossenschaftlichen Unfallkrankenhaus Berlin einen Kontakt mit dem Peer Timo Franz, der ebenfalls am Unterschenkel amputiert ist. „Schon das erste Gespräch war ungezwungen und offen“, sagt Rehberg. „Da war jemand, der nachempfinden konnte, was ich erlebt habe und der glaubwürdig über Probleme beim Laufen mit einer Prothese und über Zukunftsängste sprach“, berichtet Rehberg.
Die medizinische Behandlung erhält Rehberg wegen der starken Unfallfolgen seit zwei Jahren in der Berliner Klinik. In den BG-Kliniken stehen besonders auf Unfallverletzungen spezialisierte Fachkräfte zur Verfügung. Die Kosten für die aufwändige Heilbehandlung und die medizinische Rehabilitation trägt die BG BAU. Ebenso übernahm die Berufsgenossenschaft den behinderungsgerechten Umbau seines Privat-Kfz, damit er auch weiter mobil bleiben kann.
Wie bei Tino Rehberg verhilft die BG BAU jedes Jahr tausenden Opfern von Arbeits- und Wegeunfällen sowie von Berufskrankheiten zur neuen Teilhabe am Leben in der Gemeinschaft und zum Wiedereinstieg ins Berufsleben. Allein im Jahr 2015 wurden dafür fast 36 Millionen Euro erbracht und über 26.600 Rehabilitationsfälle abgeschlossen. Dabei wird die neue Beratungsmethode nach dem „Peer“-Modell laut BG BAU künftig ein wichtiger Bestandteil ihres Reha-Management zur umfassenden Steuerung des Heilverfahrens sein. „Ich habe dadurch gelernt, meine Amputation zu akzeptieren und konnte neue Kraft schöpfen“, schließt Rehberg.