Bad Driburg – Die Selbsthilfe hat sich in Deutschland zu einer wichtigen Säule im Gesundheitswesen entwickelt. Für Millionen Menschen sind gesundheitsbezogene Selbsthilfegruppen wichtige Foren für den Erfahrungsaustausch, in denen sich Betroffene gegenseitig unterstützen.
Selbsthilfegruppen leisten zur Verbesserung der Lebensqualität chronisch kranker und behinderter Menschen einen entscheidenden Beitrag. Sie tragen zur Krankheitsbewältigung und Wiedereingliederung in den Alltag bei, indem sie die Selbstmanagementkompetenz der Betroffenen stärken und damit den Rehabilitationserfolg nachhaltig sichern.
Die Knappschafts-Klinik Bad Driburg hat das innovative Konzept „Selbsthilfefreundlichkeit als Qualitätsmerkmal“ des Netzwerkes Selbsthilfefreundlichkeit und Patientenorientierung im Gesundheitswesen, einer Initiative im Trägerschaft des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes, umgesetzt. Das Konzept wird von den Krankenkassen gefördert.
Das Konzept beinhaltet eine Vielzahl an Ideen und Impulsen für eine engere Verzahnung und Zusammenarbeit zwischen Klinik und Selbsthilfegruppen wie die Durchführung von gemeinsamen Informationsveranstaltungen, die Kontaktvermittlung von Patienten zu Selbsthilfegruppen oder die Benennung eines Selbsthilfebeauftragten als Ansprechpartner in der Klinik.
Auf der Basis von standardisierten Qualitätskriterien wurden in der Schwerpunktklinik für kardiologische Rehabilitation selbsthilfefreundliche Strukturen geschaffen. Das Projekt wurde unter Beteiligung und Mitarbeit von acht regionalen Selbsthilfegruppen umgesetzt. Die kooperierenden Selbsthilfegruppen sind:
- Selbsthilfegruppe für Herz-Kreislauf-Erkrankte und deren Angehörige in Ostwestfalen-Lippe (OWL)
- Defi Selbsthilfe OWL – Gruppe Höxter
- Deutsche Parkinson Vereinigung e.V., Regionalgruppe Bad Driburg/Warburg
- Deutsche Rheuma-Liga NRW e.V., Arbeitsgemeinschaft Warburg
- Kreuzbund e.V., Gruppe Höxter
- Selbsthilfegruppe Ängste Bad Driburg
- Selbsthilfegruppe Depressionen Bad Driburg
- Diabetiker-Selbsthilfegruppe Warburg
In fünf Qualitätszirkeln wurden die Qualitätskriterien nach Vorgaben des Netzwerks Selbsthilfefreundlichkeit und Patientenorientierung im Gesundheitswesen mit Unterstützung von Ute Mertens vom Selbsthilfe-Büro Kreis Höxter und den Selbsthilfegruppen erarbeitet und abschließend eine Selbstbewertung vorgenommen.
„Das Ergebnis ist eine verlässlich gestaltete Kooperation auf Augenhöhe zwischen den beteiligten Selbsthilfegruppen und der Knappschafts-Klinik.“ stellt Ute Mertens fest. Antje Drewes, Selbsthilfebeauftragte und Qualitätsmanagementbeauftragte der Klinik ergänzt, dass durch die Zusammenarbeit eine optimale Versorgung und Information der Patienten insbesondere im Hinblick auf eine effektive Nachsorge und Erhalt bzw. Verbesserung der Lebensqualität bei chronischen oder schweren Erkrankungen noch besser sichergestellt wird.
Mit dem Projektabschluss erfolgte die Übergabe der Urkunde „Selbsthilfefreundliche Rehabilitationsklinik“ von Antje Liesener, Koordinatorin des Netzwerks Selbsthilfefreundlichkeit und Patientenorientierung im Gesundheitswesen mit Sitz in Berlin.
Antje Liesener berichtete, dass das innovative Konzept „Selbsthilfefreundlichkeit als Qualitätsmerkmal“ zuerst in einer Pilotphase gemeinsam mit zwei Reha-Einrichtungen entwickelt und umgesetzt wurde.
Die Knappschafts-Klinik ist damit bundesweit die dritte Reha-Klinik, der die zukünftig begehrte Auszeichnung verliehen wurde. Die Auszeichnung ist zwei Jahre gültig, danach ist eine erneute Selbstbewertung der strukturierten und systematisierten Zusammenarbeit unter Beteiligung der Selbsthilfegruppen durchzuführen.
Verwaltungsleiter Alexander Schunicht dankte im Namen der Klinik den Vertretern der Selbsthilfegruppen für ihre Unterstützung bei der Umsetzung und für die weitere Zusammenarbeit. Durch ihre Sachkunde, ihr Mitwirken und ihre Sichtweise als Betroffene geben die Ansprechpartner der Selbsthilfegruppen den Klinikmitarbeitern immer wieder wertvolle Impulse und stellen so unsere Zusammenarbeit auf eine höhere Qualitätsebene im Sinne der Patienten.
An der Abschlussveranstaltung nahm auch Kerstin Weitemeier, Geschäftsführerin, Paritätische NRW, Kreisgruppe Höxter teil. Sie informierte, dass derzeit rd. 60 gesundheitsbezogene Selbsthilfegruppen im Kreis Höxter aktiv sind und stellte die gesellschaftliche Bedeutung der Selbsthilfe als wichtigen Beitrag zur Gesundheit der Bevölkerung raus. Durch Erfahrungsaustausch, gegenseitige Unterstützung und umfassende Informationen helfen Selbsthilfegruppen Betroffenen bei der Krankheitsbewältigung.
Der Patientenbeauftrage der Landesregierung NRW für Patientinnen und Patienten, Dirk Meyer, übermittelte schriftlich seine Glückwünsche. Ihm ist es ein Anliegen, dass das Konzept der Selbsthilfefreundlichkeit weiter „Schule macht“ und von möglichst vielen Krankenhäusern und Rehabilitationskliniken aufgegriffen wird. Positive Beispiele wie in der Knappschafts-Klinik werden weitere Gesundheitseinrichtungen motivieren, den gleichen Weg zu gehen.
Informationen im Internet:
www.selbsthilfefreundlichkeit.de
www.knappschafts-klinik-driburg.de
Die Knappschafts-Klinik Bad Driburg (Nordrhein-Westfalen) ist eine überregional anerkannte Schwerpunktklinik für kardiologische und angiologische Rehabilitation. Sie verfügt seit vielen Jahren über sehr gute Kompetenzen bei der Behandlung von Patienten mit Erkrankungen des Herz-Kreislauf-Systems, insbesondere nach Infarktgeschehen und operativen Eingriffen sowie bei Gefäßleiden. Die Klinik kann rd. 180 Patienten in modern und wohnlich eingerichteten Einzelzimmern in angenehmen Ambiente aufnehmen. Sie ist Belegungspartner aller Rentenversicherungen und Krankenversicherungen als Kostenträger der Rehabilitationsmaßnahmen. Die Aufnahme von Privatpatienten ist ebenfalls möglich. Integriert ist ein ambulantes Reha- und Therapiezentrum. Hier besteht die Möglichkeit ambulante Rehabilitationsmaßnahmen und Therapien wie auch Behandlungen auf Rezept wohnortnah durchzuführen. Präventionsprogramme und Gesundheitspauschalen für Selbstzahler gehören ebenfalls zum Angebot. Es werden rund 3.000 Patienten ambulant, teilstationär und stationär im Jahr behandelt.