Brüssel – Patienten müssen künftig einen besseren Zugang zu unabhängigen Informationen über verschreibungspflichtige Arzneimittel erhalten. Dafür sprachen sich heute in Brüssel Dr. Anja Weisgerber, gesundheitspolitische Sprecherin der CSU-Gruppe im Europäischen Parlament, und Dr. Peter Liese, gesundheitspolitischer Sprecher der EVP-Fraktion im Europäischen Parlament, im Vorfeld der Plenarabstimmung zum heftig umstrittenen Teil des sogenannten Pharmapaketes (Patienteninformation) aus. Im Mittelpunkt der neuen Gesetzgebung müsse immer der mündige Patient stehen, sagte Weisgerber. Peter Liese stellte zudem unmissverständlich klar: Die Ideen von Herrn Verheugen hätten dazu geführt, dass nicht objektive, sondern einseitige Informationen, also im Zweifel Werbung, verbreitet worden wären. Ich bin sehr froh darüber, dass das Europäische Parlament diese Ideen zum Wohle der Patienten und aller am Gesundheitswesen Beteiligter grundlegend ändern wird. Das Ziel einer verbesserten Patienteninformation erreichen wir nicht durch Werbung sondern durch geprüfte und unabhängige Informationen. Diesem Ziel kommen wir durch unsere Beschlüsse nun endlich näher”, so der Arzt und Europaabgeordnete.
Hintergrund ist der von der Kommission vorgelegte Vorschlag für eine bessere Patienteninformation, über den das Europäische Parlament Ende November in erster Lesung abstimmen wird. Der Kommissionsvorschlag war in der Vergangenheit heftig kritisiert worden, da befürchtet wurde, der Industrie würde Werbung für verschreibungspflichtige Arzneimittel durch die Hintertür erlaubt. Durch die gute Zusammenarbeit zwischen Parlament, Ärzten und Patienten konnten viele gute Ideen entwickelt werden, die sich mittlerweile im Vorschlag wiederfinden, betonte Weisgerber.
Weisgerber und Liese plädierten deshalb für neutrale und unabhängige Informationsquellen. Kernstück soll nach dem Wunsch der Europaabgeordneten die Einführung nationaler Gesundheitsportale im Internet sein. Schweden sei hier Vorbild: Dort gebe es bereits eine beliebte und gut besuchte Internetseite, die Informationen über viele Krankheitsbilder und Arzneimittel anbietet. Auch die anderen Mitgliedstaaten sollten solche Gesundheitsportale einrichten, regte Weisgerber an. Langfristiges Ziel sei die Entwicklung einer Gesundheitsplattform, die auch Informationen über Krankheiten, Behandlungsmethoden und Prävention enthält. Da aber nicht alle Patienten mit dem Internet vertraut sind, sollten die gleichen Informationen auch in gedruckter Form vorliegen.
In vielen Mitgliedstaaten der EU darf nicht einmal der Beipackzettel ins Internet gestellt werden. Weisgerber begrüßte deshalb, dass im Rahmen des Pharmapakets bereits die verpflichtende Einrichtung von Arzneimittelsicherheitsportalen beschlossen wurde, auf denen Beipackzettel sowie weiterführende Informationen über klinische Studien veröffentlicht werden sollen.
Um Patienten gezielt über erwünschte und unerwünschte Arzneimittelwirkungen aufzuklären, haben wir vorgeschlagen, den Beipackzettel um eine sogenannte Drug Facts Box zu erweitern, erklärte Anja Weisgerber. Peter Liese wies in diesem Zusammenhang auf positive Erfahrungen in den Vereinigten Staaten hin: “In den USA hat man mit Werbung für verschreibungspflichtige Arzneimitteln negative Erfahrungen, da dort oft die teuren und nebenwirkungsreichen Medikamente verschrieben werden. Dagegen gibt es mit der Arzneimittelfaktenbox sehr gute Erfahrungen”, so Liese abschließend.