München – Mit einem bundesweit einmaligen Forschungsprojekt will Bayern mögliche Antibiotikaresistenzen von Bakterienstämmen in Lebensmitteln, Nutztieren und Menschen erfassen. Dies erklärte Gesundheitsstaatssekretär Otmar Bernhard heute bei der Eröffnung des interdisziplinären Antibiotika-Symposiums in München. Bernhard: “Antibiotikaresistente Bakterien sind auf dem Vormarsch. Es besteht die Gefahr, dass die ”Waffe” Antibiotikum in Zukunft zunehmend stumpfer wird.” Das führt im Extremfall – beispielsweise gerade wenn verschiedene Antibiotika gegen ein Bakterium nicht mehr anschlagen – dazu, dass Infektionen nicht mehr therapierbar sind. Ziel des mit 900.000 Euro geförderten Forschungsprojekts ist daher, in ganz Bayern Antibiotikaresistenzen in den Bereichen Lebensmittel, Veterinär- und Humanmedizin zu untersuchen. Unter Federführung des Instituts für Tierhygiene der Technischen Universität München werden rund 13.000 Bakterienstämme wie zum Bei! spiel Colibakterien auf Ampicillin- und Staphylokokken auf Penicillin-Resistenz getestet. “Eine gesicherte Datenlage ist notwendig, um die Gefährdung des Menschen realistisch einschätzen zu können und Voraussetzung, um wirkungsvolle Präventionsstrategien zu entwickeln”, so Bernhard. Es gelte, die Wirksamkeit bewährter und oft nebenwirkungsfreier Präparate so lang wie möglich zu erhalten, da die Entwicklung geeigneter Ersatzpräparate enorme Kosten und Zeit verschlingt.
Heute sind etwa 70 Prozent der Bakterien, die Infektionen in Krankenhäusern verursachen, gegen mindestens ein Antibiotikum resistent. Eine Erregergruppe, die vor allem über Lebensmittel seinen Weg zum Menschen findet, sind die Salmonellen. Jährlich erkranken bundesweit rund 52.500 Menschen an Salmonellose, davon alleine in Bayern über 8.000. Nach Expertenschätzungen treten in Deutschland jährlich etwa 250 Salmonellosen auf, bei denen eine antibiotische Behandlung nicht mehr anschlägt, ! weil der Erreger resistent ist. In Deutschland wurden in der Humanmedi zin 1.600 Tonnen Antibiotika im Jahr 2004, in der Tiermedizin 800 Tonnen im Jahr 2005 eingesetzt. Ausschlaggebend für eine Resistenzbildung ist vor allem eine falsche Anwendung der Substanzen, wie beispielsweise Über- oder Unterdosierung, ein zu frühes Absetzen des Mittels oder ein unzureichender Wirkstoffwechsel bei längerfristigen Applikationen. Bernhard: “Das Projekt zeigt: der Königsweg ist die sorgfältige Indikationsstellung der Antibiotikatherapie bei Mensch und Tier.” Erforderlich ist eine leitliniengerechte Therapie, also insbesondere Antibiotikaeinsatz nur wo medizinisch zwingend notwendig, und die fortlaufende Information an Ärzte und Patienten. Der Vorsorge dienen das Streben nach stetiger Verbesserung der Krankenhaushygiene und eine gesteigerte Impfbereitschaft.