Düsseldorf – Gesundheit ist käuflich – diese Botschaft vermitteln Lebensmittel- und Pharmahersteller zuhauf. Vitamin- oder Mineralstoffpräparate bzw. Pflanzenextrakte sollen bestimmten Krankheiten oder vorzeitigem Altern vorbeugen, das Immunsystem stärken oder ungesunde Essgewohnheiten kompensieren. Die gesundheitsfördernde Wirkung wird den besonderen Inhaltsstoffen dieser Lebensmittel zugeschrieben, die in vielfältiger Form als Kapsel, Tablette oder Pulver angeboten werden. Kunden können den riesigen Markt zwar kaum noch durchschauen, sind aber anfällig für diese Produkte. “Denn die Werbung für Nahrungsergänzungsmittel suggeriert, dass diese Präparate inzwischen bitter nötig sind, weil die übliche Ernährung in punkto Versorgung angeblich versagt”, moniert die Verbraucherzentrale NRW. Sie hat einige Werbeaussagen kritisch unter die Lupe genommen und rückt deren Botschaften zurecht:
– Deutsche leiden nicht unter Vitaminmangel: Der Anteil an Vitaminen und Mineralstoffen in der täglichen Ernährung ist grundsätzlich ausreichend. Die Versorgung mit Folsäure, Calcium und Jod könnte insgesamt noch optimiert werden. Eine Extraportion an zusätzlichen Nährstoffen benötigen nur Risikogruppen – etwa Schwangere, alte und kranke Menschen – wenn deren Bedarf tatsächlich erhöht ist. Vor dem Griff zu Monopräparaten sollte jedoch stets der Arzt um Rat gefragt werden.
– Richtige Ernährung kostet nicht viel Zeit und Geld: Wer mehr Gemüse, Obst und Vollkornprodukte und weniger Wurst, Fleisch und Fertiggerichte auf den Tisch bringt, muss für Lebensmittel nicht mehr ausgeben. Gesunde Mahlzeiten mit frischen Lebensmitteln lassen sich preiswert und schnell – in maximal 30 Minuten – zubereiten. Für kostenloses Vitamin D sorgt übrigens ein täglicher Aufenthalt im Freien bei Tageslicht. Der Kauf von zusätzlicher Gesundheitskost sorgt eher für Ebbe in der Kasse: Kapseln, Brausetabletten, Säfte und Co. schlagen pro Tag mit bis zu zwei Euro zu Buche.
– Obst und Gemüse sind nicht nährstoffärmer als früher: Düngen versorgt Nutzpflanzen mit den benötigten Mineralien. Vitamine produzieren sie selbst. Der Nährstoffgehalt ist aber nicht bei allen Pflanzen gleich. Der Gehalt an wertvollen sekundären Pflanzenstoffen beispielsweise ist umso höher, je länger Obst und Gemüse ausreifen darf. Mit diesen natürlichen Nährstoffen kann der geringe Anteil an extrahierten Vitaminen und Mineralien in Kapseln nicht mithalten.
– Inhaltsstoffe können unangenehme Nebenwirkungen entfalten: Eine zu hohe Dosierung einzelner Substanzen in einem Präparat kann andere Nährstoffe in ihrer Aufnahme behindern und dadurch erst recht einen Mangel auslösen. Auch die Kombination von Nahrungsergänzungsmitteln mit Medikamenten löst unter Umständen schädliche Wechselwirkungen aus. Wer Medikamente einnimmt oder an einer chronischen Krankheit leidet, sollte die Einnahme von gesundheitlichen Extras mit dem Arzt oder Apotheker abklären.
– Nahrungsergänzungsmittel sind keine Allheilmittel: Ungesunder Lebensstil und mangelnde Bewegung lassen sich nicht mit Tabletten ausgleichen. Stressabbau, Entspannung und genügend Schlaf fördert Gesundheit und Wohlbefinden mehr als eine regelmäßige Vitamin-Dosis aus der Packung. Auch Freizeitsportler können auf die Extraportion an Nährstoffen getrost verzichten.
Weitere Informationen zur Werbung und Wirkungsweise von Nahrungsergänzungsmitteln enthält das Faltblatt “Vitamine & Co.”, das unentgeltlich in den örtlichen Beratungsstellen der Verbraucherzentrale NRW erhältlich ist.