Berlin – Seit August 2011 berät die Unabhängige Patientenberatung Deutschland (UPD) bundesweit auch auf Russisch und Türkisch. Eine Studie bestätigt jetzt die Bedeutung des Angebotes. Die finanzielle Förderung durch den Verband der Privaten Krankenversicherung (PKV) wurde bis Ende 2018 verlängert.
Jährlich nutzen mehr als 3.000 Ratsuchende die Beratung in Russisch und Türkisch, 16 Millionen Migranten leben insgesamt in Deutschland. Im komplizierten deutschen Gesundheitssystem haben sie oft das Nachsehen. Das zeigt aktuell ein Evaluationsbericht der Universität Bielefeld, in der das muttersprachliche Angebot der UPD untersucht wurde. “Viele Ratsuchende, die bei unserer muttersprachlichen Beratung anrufen, haben gegenüber Institutionen ein tiefgreifendes Misstrauen entwickelt. Unter dem Druck komplexer Problemkonstellationen und akuter Erkrankung finden sie den Weg zu uns”, sagt Dr. Sebastian Schmidt-Kaehler, Geschäftsführer der UPD.
“Oft bleiben die gesundheitlichen oder sozialrechtlichen Probleme der Migranten ungelöst und schichten sich immer weiter auf, so dass über kurz oder lang ein schwer entwirrbares Knäuel entsteht”, erklärt Dr. Annett Horn, Mitautorin der Bielefelder Studie. Sprachbarrieren, kulturelle Unterschiede und Wissenslücken über das deutsche Gesundheitssystem würden für diese Ratsuchenden große Herausforderungen darstellen. “Eines von vielen Problemen dabei ist: Sie verstehen oft ihren Arzt nicht, kennen teilweise nicht einmal ihre Diagnose”, so Horn. “Viele ziehen daher von Arzt zu Arzt, von einem Beratungsangebot zum nächsten.”
Die UPD wertet die Anliegen ihrer Ratsuchenden systematisch aus und berichtet regelmäßig über Hinweise auf Problemlagen im Gesundheitssystem: „Eine gute Kommunikation ist in der gesundheitlichen Versorgung unerlässlich. Migrantinnen und Migranten haben es daher im Krankheitsfall in Deutschland oft schwerer“, sagt UPD-Geschäftsführer Dr. Schmidt-Kaehler. So wiesen die Erfahrungen aus der Beratung darauf hin, dass die Gesundheitsversorgung noch ungenügend auf Menschen mit Migrationshintergrund eingerichtet sei.
Die Bielefelder Studie zeigt: Aus Sicht der Nutzer ist das Angebot unverzichtbar und führt zu hoher Zufriedenheit. Eine Fortsetzung der Arbeit sei unbedingt zu empfehlen. Vor dem Hintergrund dieser Ergebnisse wurde die Förderung der Beratung auf Russisch und Türkisch jetzt bis Ende 2018 ausgeweitet. Finanziert wird sie vom Verband der Privaten Krankenversicherung, der per Gesetz keinen Einfluss auf den Inhalt oder den Umfang der Beratungstätigkeit nehmen darf. Gleiches gilt für den Spitzenverband der Gesetzlichen Krankenversicherung, der die deutschsprachige Beratung der UPD fördert.
Dr. Volker Leienbach, Verbandsdirektor der PKV: „Die muttersprachliche Beratung für Menschen mit Migrationshintergrund ist ein entscheidender Schritt auf dem Weg hin zu einer patientenorientierten Integration. Mit der vorzeitigen Vertragsverlängerung um weitere fünf Jahre bis Ende 2018 sichern wir finanziell die nachhaltige Entwicklung eines beeindruckenden Projektes.“
“Das muttersprachliche Beratungsangebot in türkischer und russischer Sprache ist eine hervorragende Ergänzung in unserem Gesundheitswesen”, sagt Wolfgang Zöller, Patientenbeauftragter der Bundesregierung. Die Ergebnisse der Bielefelder Studie zeigten die Defizite bei der Versorgung von Migranten nachdrücklich auf. “Diese ernsten Botschaften müssen nun von Politik und den anderen Akteuren in Gesundheitssystem aufgenommen werden”, so Zöller. Zudem betonte er, wie wichtig neben der Neutralität der UPD ihre gesetzlich verbriefte Unabhängigkeit sei. “Im neuen Fördervertrag zwischen dem PKV-Verband und der UPD wird diese vorbildlich sichergestellt.”
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Die UPD berät per Gesetz neutral und kostenlos zu allen Gesundheitsfragen – vor Ort in 21 regionalen Beratungsstellen (Adressen: www.upd-online.de), über ihren Arzneimittelberatungsdienst und ein kostenfreies* Beratungstelefon:
Deutsch: 0800 0 11 77 22 (Mo. bis Fr. 10-18 Uhr, Do. bis 20 Uhr)
Türkisch: 0800 0 11 77 23 (Mo. und Mi. 10-12 Uhr, 15-17 Uhr)
Russisch: 0800 0 11 77 24 (Mo. und Mi. 10-12 Uhr, 15-17 Uhr)
* Mobilfunktarife für die Beratung auf Deutsch abweichend
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Mehr zur UPD:
Die Unabhängige Patientenberatung Deutschland (UPD) berät seit 2006 Patientinnen und Patienten in gesundheitlichen und gesundheitsrechtlichen Fragen – qualitätsgesichert, kostenfrei, neutral und unabhängig. Hierbei handelt sie im gesetzlichen Auftrag nach § 65 b Sozialgesetzbuch V. Ziel ist es, die Patientenorientierung im Gesundheitswesen zu stärken und Problemlagen im Gesundheitssystem aufzuzeigen. Die UPD berichtet daher einmal jährlich über die Erkenntnisse ihrer Beratungsarbeit an den Beauftragten der Bundesregierung für die Belange der Patientinnen und Patienten. Finanziert wird die UPD durch den Spitzenverband Bund der Krankenkassen, der per Gesetz keinen Einfluss auf den Inhalt oder den Umfang der Beratungstätigkeit nehmen darf. Für die muttersprachliche Beratung in Russisch und Türkisch existiert eine gesonderte Förderung durch den Verband der Privaten Krankenversicherung.