Frankfurt – Ende Juli, rechtzeitig zum Sommerloch war es mal wieder soweit: Die Politik sagt dem „Übergewicht bei Kindern den Kampf an“ – und zwar boulevardesk in persona Daniel Bahr, unserem FDP-Gesundheitsminister, der mit diesem Thema öffentlichkeitswirksam punkten möchte: „Wir kümmern uns um Eure Kinder“, so lautet die Bahr’sche Botschaft. Seine Erklärung für den „Vorstoß gegen Fett“ liefert er auch gleich mit: Die Zahl übergewichtiger Kinder hätte in den letzten Jahren stark zugenommen und Schuld seien vor allem falsche Ernährung und zu wenig Sport.
Wie realitätsfern diese Vermutungen tatsächlich sind, zeigt ein Blick auf aktuelle wissenschaftliche Erkenntnisse: Erstens gibt es bislang „keine repräsentativen Daten zur Entwicklung des Übergewichts bei Kindern und Jugendlichen in Deutschland“, wie die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) feststellt. Zweitens existiert keine einzige Studie, die beweist, dass „falsche Ernährung“ oder Bewegungsmangel für krankhaftes Übergewicht verantwortlich sind. Und drittens gelten nach dem Kinder- und Jugendsurvey (KiGGS) des Berliner Robert Koch-Instituts (RKI) 75 Prozent der Kinder und Jugendlichen in Deutschland rein statistisch betrachtet als „normalgewichtig“, das übrige Viertel entweder als „zu dick“ oder „zu dünn“ – das sind Daten, die zwar nur auf dem wissenschaftlich unbrauchbaren BMI basieren, aber dennoch eine humanbiologische Normalverteilung der „Kindergewichtsklassen“ zeigen. Selbst diese einzig verfügbaren, relevanten Daten geben also weder Anlass zur Polemik noch zur Panik in Sachen „Übergewicht bei Kindern“. Was also will Bahr mit diesem politischen Alarmismus erreichen, der letztlich doch nur ernährungsapostolischen Aktivisten „pro gesunde Ernährung“ in die Karten spielt? Wahrscheinlich den Kindern helfen – aber bar jeglicher Vernunft nach vorne geprescht kann dieser Schuss schnell nach hinten losgehen …
Alle bisherigen Kampagnen zur „gesunden Ernährung“ oder zur „Prävention von Übergewicht“ haben eines gemeinsam: Sie bringen nichts, aber …
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