Berlin – In Deutschland gibt es mehr Medikamenten- als Alkoholabhängige. Schätzungen gehen von bis zu 1,9 Mio. Medikamentenabhängigen aus. Hinzu kommt ein großes Dunkelfeld, da Medikamente mit Abhängigkeitspotential zunehmend über Privat-rezepte verschrieben, jedoch nicht statistisch erfasst werden. Daher sind weitere Studien über die Verbreitung des Medikamentenmissbrauchs notwendig.
Die Drogenbeauftragte der Bundesregierung, Sabine Bätzing: “Ärzte und Apotheker sind sich ihrer großen Verantwortung beim Einsatz von Medikamenten mit Abhängigkeitspotential bewusst. In einem Gespräch mit der Bundesärztekammer wurden mir die verschiedenen präventiven Maßnahmen der Ärzteschaft vorgestellt. Ein großer Teil der Ärzte und Apotheker achtet beim Verschreiben und Aushändigen von Medikamenten mit Suchtpotential auf möglichen Missbrauch und erläutert den Patienten die Risiken dieser Medikamente. Durch ihre Schlüsselrolle bei der Beratung und Verschreibung von Medikamenten verfügen Ärzte und Apotheker über vielfältige nachgewiesen wirksame Interventionsmöglichkeiten.
Die stärkere Berücksichtigung des Themas Medikamentenabhängigkeit in Studium und Fortbildung könnte eine nachhaltige präventive Wirkung entfalten. Besonders wichtig ist mir, dass Ärzte und Apotheker ihre Akzeptanz bei Patienten nutzen, diese direkt auf eine mögliche Medikamentenabhängigkeit anzusprechen und Hilfsangebote zum Ausstieg aus der Sucht anzubieten. Ich begrüße den neuen Leitfaden ‘Medikamente – schädlicher Gebrauch und Abhängigkeit’ der Bundesärztekammer und wünsche mir, dass nicht nur die Suchtmediziner, sondern möglichst alle Allgemeinmediziner ein Exemplar erhalten. Es sind aber nicht nur die Ärzte gefordert. Die verstärkten Bemühungen der Ärzte müssen mit Maßnahmen der Apothekerschaft korrespondieren. Daher freue ich mich über die Bemühungen der Apotheker, stärker über eine Optimierung ihrer Beratungspflicht nachzudenken. Die Entwicklung eines eigenen Leitfadens für Apotheker wäre eine konkrete Möglichkeit. Schließlich müssen auch die Patienten ihren eigenen Medikamentenkonsum kritisch überprüfen und sich im Zweifelsfall bei ihrem Arzt oder Apotheker beraten lassen.”