Hamburg – Für viele Menschen sind Glücksspiele ein unterhaltsamer Zeitvertreib, der Spannung und Vergnügen bedeutet. Wenn der Nervenkitzel und die Sehnsucht nach dem großen Gewinn aber zum alles beherrschenden Motiv werden und das Spielen exzessiven Charakter annimmt, besteht die Gefahr einer Abhängigkeit. Mit der Kampagne Automatisch verloren will die Behörde für Soziales, Familie, Gesundheit und Verbraucherschutz (BSG) gemeinsam mit der Hamburgischen Landesstelle für Suchtfragen e.V. auf das Thema aufmerksam machen.
Krankhaftes Glücksspiel wird weniger wahrgenommen als andere Abhängigkeiten wie Alkohol- und Drogensucht. Daher sind auch die Präventions- und Hilfeangebote weniger bekannt, so Gesundheitssenator Dietrich Wersich. Dabei ist der angerichtete Schaden oft immens, sowohl für die Betroffenen als auch für die Familienangehörigen. Betroffene und Angehörige brauchen deshalb Unterstützung im Kampf gegen ihre Sucht. Wir haben in Hamburg Stellen, die schnell und unbürokratisch diese Hilfe bieten können. Auf diese wollen wir aufmerksam machen.
Rund 700 Betroffene oder Angehörige suchten in diesem Jahr Hilfe gegen ihre Glückspielsucht in den Hamburger Beratungsstellen. Die Anzahl der Beratungen hat dabei mit jährlichen Steigerungsraten zwischen 10 und 20 Prozent kontinuierlich zugenommen. Nach Schätzungen leben in Hamburg rund 10.000 Menschen die abhängig vom Glückspiel sind.
Der Schwerpunkt der zehntägigen Kampagne liegt auf dem Thema Automatenspielsucht. Rund 80 Prozent aller pathologischen Spieler, die eine Beratungsstelle aufsuchen, haben ein Problem mit dieser Form des Glücksspiels. Automatisch verloren, der Slogan der Kampagne, verknüpft den Hinweis auf das Automatenglücksspiel mit der Tatsache, dass die Bank unabhängig von der Glücksspielart immer gewinnt. Mit der Zusatzaussage Glückspiel geht an die Substanz soll nicht nur der finanzielle Verlust, sondern auch die psychische und physische Belastung von Glücksspielsüchtigen und deren Angehörigen thematisiert werden.
Im Rahmen der Kampagne werden 40.000 auf Infocards klebende Coins für Einkaufswagen mit der Telefonnummer der Helpline Glückspielsucht 040 23 93 44 44 verteilt. Die Distribution der Coins erfolgt über Hostesseneinsätze, Kartenständer in Kneipen und Gaststätten sowie in Behörden und Beratungsstellen. Zudem werden rund 1.300 Plakate sowie 800 Seitenscheibenplakate in der Hamburger U-Bahn über die zentrale Helpline Glücksspielsucht informieren und auf das Internetangebot unter http://www.automatisch-verloren.de verweisen. Dort stehen weitere Informationen zu wohnortnahen Beratungsangeboten sowie das Kampagnenmotiv zum Download bereit.
Die Coins sind ein zentrales Element der Kampagne. Der Vorteil liegt u.a. in der langen Lebensdauer dieses Werbemittels. Mit den Coins bleibt die Telefonnummer der Helpline über Monate in den Geldbörsen der Zielgruppe. Häufig melden sich Hilfesuchende erst nach Wochen, so Christian Bölckow, Geschäftsführer der Hamburgischen Landesstelle für Suchtfragen.