Mainz – Als eine der ersten Einrichtungen in Deutschland ist die Klinik und Poliklinik für Allgemein- und Abdominalchirurgie der Universitätsmedizin Mainz zertifiziertes Kompetenzzentrum für Chirurgische Erkrankungen der Leber. Diese Auszeichnung der Deutschen Gesellschaft für Allgemein- und Viszeralchirurgie bestätigt die hohen Qualitätsstandards der Klinik in der Leberchirurgie.
Lebererkrankungen sind weit verbreitet und werden oft unterschätzt. Über fünf Millionen Menschen in Deutschland sind vermutlich von einer Lebererkrankung betroffen. Zu den Lebererkrankungen gehören Krankheitsbilder wie die Leberschädigung durch Alkohol, nichtalkoholische Fettlebererkrankung, Hepatitis, Leberzirrhose, Leberkrebs oder auch gutartige Lebertumoren. Die mit Abstand häufigste Indikation zu einer Leberteilentfernung stellen Tumoren dar. Hierunter fallen sowohl primäre Lebergeschwülste, also bösartige lebereigene Karzinome (Leberkrebs), als auch sekundäre Lebertumoren, das heißt Absiedlungen (Metastasen) von anderen Tumoren in die Leber wie beispielsweise vom Darmkrebs. Eine Leberoperation kann zudem erforderlich sein, wenn gutartige Lebertumoren Beschwerden bereiten oder wenn nicht eindeutig zu bestimmen ist, ob der Tumor gut- oder bösartig ist (Dignität).
Die Klinik und Poliklinik für Allgemein- und Abdominalchirurgie der Universitätsmedizin Mainz bietet das gesamte Spektrum der Leberchirurgie an, einschließlich minimal-invasiver Operationen („Schlüsselloch-Chirurgie“). Ihren guten nationalen und internationalen Ruf verdankt sie auch ihren besonderen Leistungen und Erfahrungen im Bereich der High-End Leberchirurgie. Beispielsweise werden mehrstündige Operationen, bei denen Blutgefäße der Leber rekonstruiert werden müssen, computerunterstützt und anhand von 3D-Bildern geplant. Durch diese virtuelle Operationsplanung ist es möglich, verschiedene operative Szenarien zu simulieren und sich so optimal auf die Operation vorzubereiten.
Als speziellen Service für Patienten bietet die Klinik zweimal wöchentlich eine Spezialsprechstunde für Leber- und Gallenwegschirurgie an und sie betreibt eine täglich geöffnete onkologische Nachsorgeambulanz. Alle Patienten mit bösartigen Erkrankungen der Leber und der Gallenwege werden darüber hinaus in einem interdisziplinären Tumorboard vorgestellt, in welchem die jeweils optimale Diagnostik und Therapie festgelegt wird. Zu diesem Zweck arbeitet die Klinik und Poliklinik für Allgemein- und Abdominalchirurgie eng mit anderen Kliniken der Universitätsmedizin Mainz zusammen – etwa mit der Gastroenterologie und Hepatologie, der Radiologie, der Strahlentherapie, der Anästhesie und der Intensivmedizin.
„Wir freuen uns sehr über die Zertifizierung durch die zuständige Fachgesellschaft“, betont Univ.-Prof. Dr. Hauke Lang, Direktor der Klinik und Poliklinik für Allgemein- und Abdominalchirurgie der Universitätsmedizin Mainz. „Sie ist ein wertvolles Zeichen der Anerkennung und bestätigt die sehr guten Leistungen, die unsere Teams täglich erbringen. Wir legen großen Wert darauf, dass wir unseren Patienten schnell eine interdisziplinär abgestimmte Behandlung zukommen lassen und innovative Verfahren anwenden. Eine umfassende Diagnostik und Therapie ist rund um die Uhr gewährleistet.“
Univ.-Prof. Dr. Norbert Pfeiffer, Medizinischer Vorstand und Vorstandsvorsitzender der Universitätsmedizin Mainz, bestätigt: „Unser Kompetenzzentrum für Chirurgische Erkrankungen der Leber ermöglicht eine umfassende ganzheitliche Betreuung jedes Patienten. Und dass es als eines der ersten zertifiziert wurde, unterstreicht dessen Leistungskraft und stärkt zudem die Position der Universitätsmedizin Mainz insgesamt.“
Hintergrundinformation:
Im Gegensatz zu Operationen an anderen viszeralen Organen steht die Leberchirurgie insbesondere vor zwei Herausforderungen. Erstens wird die Leber mit ca. 3 Litern pro Minute sehr stark durchblutet. Deshalb ist die Durchtrennung des Lebergewebes mit einem hohen Risikopotential behaftet. Zweitens ist der menschliche Körper ohne ausreichend funktionierende Leber nicht lebensfähig. Es darf daher nie die gesamte Leber, sondern stets nur ein Teil von ihr entfernt werden. Es muss immer ein ausreichend großer und funktionsfähiger Leberrest verbleiben. Von Vorteil ist jedoch, dass bei einer nicht vorgeschädigten Leber die Funktionsreserve und das Regenerationspotential extrem groß sind. In der Regel kann bis zu etwa 70 Prozent, in Einzelfällen auch bis zu 80 Prozent des Lebergewebes entfernt (reseziert) werden, ohne dass es zum Leberversagen kommt. Allerdings ist die Leberfunktionsreserve jedes einzelnen Patienten unterschiedlich groß und im Vorhinein nur annähernd zu bestimmen. Entsprechend ist auch das nach einer Leberteilentfernung unbedingt zu belassende Leberrestvolumen nicht exakt kalkulierbar. Bei der Beurteilung des Operationsrisikos, insbesondere bei ausgedehnten Leberoperationen, ist daher die Erfahrung des Leberchirurgen ein zentraler Erfolgsfaktor.
Über die Zertifizierung durch die Deutsche Gesellschaft für Allgemein- und Viszeralchirurgie
Die Deutsche Gesellschaft für Allgemein- und Viszeralchirurgie hat für bestimmte Erkrankungen und Prozeduren an Organsystemen nach wissenschaftlichen Vorgaben und klinischer Erfahrung Qualitätsstandards und Kriterien entwickelt, die die Kliniken erfüllen müssen, um zertifiziert zu werden. Dazu zählen die personelle und apparative Ausstattung, das Angebot spezieller Sprechstunden, die interdisziplinäre Zusammenarbeit innerhalb des Hauses, die Häufigkeit verschiedener Eingriffe sowie die Qualitätssicherung und das Studienangebot.
Über die Universitätsmedizin der Johannes Gutenberg-Universität MainzDie Universitätsmedizin der Johannes Gutenberg-Universität Mainz ist die einzige Einrichtung dieser Art in Rheinland-Pfalz. Mehr als 60 Kliniken, Institute und Abteilungen gehören zur Universitätsmedizin Mainz. Mit der Krankenversorgung untrennbar verbunden sind Forschung und Lehre. Rund 3.500 Studierende der Medizin und Zahnmedizin werden in Mainz kontinuierlich ausgebildet. Weitere Informationen im Internet unter www.unimedizin-mainz.de