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Ausraster, Beleidigungen, Anmache – auch bei Ärztinnen und Ärzten lässt das Benehmen zu wünschen übrig
Medscape-Umfrage zeigt hohes Maß an Fehlverhalten beim medizinischen Personal – das Selbstbild ist aber anders

Medscape Deutschland-Report Ärztliches Fehlverhalten 2022:

München – Mitarbeiter in Arztpraxen müssen ein dickes Fell haben. Ein Drittel der Beschäftigten im medizinischen Betrieb lebt mit Ausrastern, Beleidigungen und Anmache am Arbeitsplatz. Und der Trend zeigt: Der Ton wird eher noch rauer. Auch in den sozialen Medien wissen anscheinend viele Ärzte nicht, wo die Grenzen des guten Geschmacks liegen.
Das ist das Fazit des aktuellen Medscape Deutschland-Reports Ärztliches Fehlverhalten 2022. An der Online-Umfrage unter Ärztinnen und Ärzten in Deutschland nahmen
1.144 Medscape-User von Ende Oktober bis Mitte Dezember 2021 teil.

Offensichtlich sind die Möglichkeiten auch für Ärzte und Ärztinnen grenzenlos, sich daneben zu benehmen. Die einen zielen auf Kollegen ab, andere auf Patienten oder sogar Freunde. Immerhin hat dies etwa ein Drittel der Mitarbeiter am eigenen Leib
erfahren (30 %) oder beobachtet (37 %). Zusätzlich sind sie außerhalb des
Arbeitslebens (10 % / 24 %) und in Social Media (21 % / 4 %) mit Inkorrektheiten konfrontiert. Besonders auffällig: Die Übergriffe am Arbeitsplatz sind deutlich häufiger als in anderen Lebensbereichen.

Die häufigsten Fehltritte im Job – Männer in der großen Überzahl

Ärztinnen und Ärzte sind alles andere als Vorbilder im Umgang mit Kollegen, aber auch mit Patienten und Freunden: Wenn sie verbal danebengreifen, dann zuvorderst in Form von Mobbing, rassistischen und sexistischen Äußerungen:

  • Sehr viele Ärzte und Arztinnen haben erlebt oder beobachtet, dass sich Kollegen über Patienten lustig machen oder diese verunglimpfen (76%).
  • Fast genauso oft kommt es wohl zu Mobbing von Kollegen und medizinischem Personal (72%).
  • Rassistische Ausdrücke (57%), sexistisches Verhalten (54%) und Alkohol sowie Drogenkonsum (44%) bemängelt immerhin noch rund jeder Zweite.
  • Rund jeder Dritte nennt in der Liste des Fehlverhaltens Lügen über Zeugnisse (32%) und Handgreiflichkeiten gegenüber Kollegen oder Patienten (29%).
  • Jeder Fünfte berichtet von Versuchen, Patienten zu daten (19%).
  • Jeder Sechste sogar vom Begehen einer Straftat (16%).

Bei alldem sind – nicht ganz unerwartet – die Männer mit einem Anteil von 75 % in der übergroßen Mehrheit. Immerhin neigen aber auch 21 % der Frauen zu Äußerungen, die zu wünschen übrig lassen.

Der Ton am Arbeitsplatz wird rauer

Zunächst die gute Nachricht: Zwei Drittel (63 %) der Befragten kennen unangemessenes Verhalten von Chefin und Chef definitiv nicht. Allerdings hat sich die Situation für ca. ein Viertel der Befragten zum Schlechteren verändert – sowohl in der Arbeit (22%) als auch außerhalb des Jobs (26%). Möglicherweise gibt die höhere Arbeitsbelastung im Zuge der Pandemie hierfür den Ausschlag. Nur ca. 16 % bzw. 9 % erlebten einen Trend zum Besseren.

Nicht alle Mitarbeiter wehren sich – und wenn, dann nur vorsichtig

Nur knapp die Hälfte der Befragten (48%) legt bei verbalen Übergriffen den Mut an den Tag, die Chefin oder den Chef persönlich auf das Fehlverhalten anzusprechen. Immerhin ein gutes Drittel (36 %) schweigt lieber – was nicht unerheblich dazu beitragen mag, dass Stimmung und Motivation der Belegschaft von den Führungskräften falsch eingeschätzt werden. Nur ganz wenige der betroffenen Mitarbeiter (16 %) haben sich bisher an höhere Instanzen – u.a. auch die Ärztekammer – gewendet. Ein ganz ähnliches Bild zeichnet sich ab, wenn die Befragten angeben sollten, welche Sanktionierungswege sie bevorzugen. 43 % der Betroffenen sprechen sich für eine mündliche Verwarnung aus; ca. ein Viertel sucht Unterstützung auf höherer Ebene und bevorzugt es, Vorgesetzte (27 %) oder die Personalabteilung (21 %) einzuschalten.

Das Selbstbild ist überraschend gut – auch die Erwartungen an die anderen

Der Blick in den Spiegel liefert ein eher mildes Bild. Im Gegensatz zur hohen Zahl von passiv erlebten Affronts gibt nur ca. ein Fünftel der Befragten (20 %) zu, sich selbst schon einmal danebenbenommen zu haben. Diese Selbsteinschätzung ergibt sich wahrscheinlich auch aus einem hohen Selbstanspruch: Eine übergroße Mehrheit der Befragten (73 %) erwartet von den Ärzten ein besseres Benehmen als von der Normalbevölkerung.

Wenn aber gefragt wurde, welche Gründe bei anderen Kollegen und Vorgesetzten ausschlaggebend sein könnten, sich unkorrekt zu äußern, wurde meist, von 60 % der Befragten, ein Persönlichkeitsmakel angegeben: Arroganz. Von immerhin noch 52 % wurde – etwas empathischer – auf persönliche Probleme geschlossen.

Ärztinnen und Ärzte haben Social Media nicht im Griff

Weniger als die Hälfte der Befragten (43 %) nutzen Social Media, in überwiegender Mehrzahl (70 %) schlicht wegen mangelnden Interesses. Nur 7 % der Nutzer pflegen ein ausschließlich berufliches Profil. In den Fällen, in denen Ärztinnen und Ärzte unangemessene Kommentare in den Social Media gepostet haben, ging es um sie selbst und Politik, aber auch um Freunde (69 %). Auch Bilder vom Alkoholtrinken auf Partys (15 %) oder Personen in der Badehose (25 %) würden Kollegen weitergegeben.

Knapp ein Viertel (22 %) der Ärztinnen und Ärzte scheint allerdings auf Social Media die Grenze des Akzeptablen zu überschreiten: Sie posteten Kommentare auch über Patienten. Einige – wenige – Ärztinnen und Ärzte haben sich sogar dazu verleiten lassen, Bilder während einer Konsultation, aus dem Operationssaal oder dem Leichenschauhaus aufzunehmen (6 % als Selfies, 9 % andere Fotografien). Entsprechend skeptisch wird die Wirkung der rechtlichen Leitplanken eingeschätzt: Nur einem Drittel von Ärztinnen und Ärzten wird zugetraut, dass es die Datenschutzverordnung (DSGVO) versteht – 64 % tun dies nicht.

„Unsere Umfrage legt nahe, dass der Umgang mit Mitarbeitern im Medizinbetrieb burschikoser ist als in anderen Wirtschaftszweigen. In Industrieunternehmen würde einiges zur Abmahnung gebracht werden, was hier offensichtlich – noch – toleriert wird. Ausschlaggebend ist sicherlich der extreme Arbeitsdruck, die Nerven liegen einfach blank. Vielleicht spielt auch die stark hierarchisch geprägte Arbeitswelt im Medizinbetrieb eine Rolle. Gerade aber angesichts des Mangels an Ärzten und Pflegekräften sollte sehr sorgfältig darauf geachtet werden, dass die Mitarbeiter nicht noch zusätzlich demotiviert werden“, sagt Claudia Gottschling, Chefredakteurin von Medscape Deutschland.

Weitere Informationen finden Sie unter: www.deutsch.medscape.com/fehlverhaltenreport-2022

Über Medscape

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