Berlin – In der juristischen Debatte um die Rabattverträge sorgt der Arzneistoff Omeprazol im Augenblick für Verwirrung. Denn die AOK hat einen Rabattvertrag zu Omeprazol mit einem Hersteller abgeschlossen, der die so genannte N3-Packung mit 98 Kapseln anbietet. Weitaus üblicher sind 100er Packungen. Um den Austausch in der Apotheke vornehmen zu dürfen, müssen die Apotheker aber die Vorgaben der Aut-idem-Regelung beachten. Danach dürfen Arzneimittel nur dann ausgetauscht werden, wenn sie exakt den gleichen Wirkstoff, die gleiche Wirkstärke, Darreichungsform und Packungsgröße haben wie das verordnete Medikament. 98 ist nun aber nach Adam Riese nicht 100.
Die Reduktion der Diskussion auf Normgröße und Tablettenanzahl wird dem Wirkstoff selbst indes nicht gerecht. Denn Omeprazolpräparate gehören zu den am häufigsten genutzten Arzneimitteln in Deutschland. Was genau verbirgt sich hinter dieser Substanz?
Omeprazol ist ein Arzneistoff, mit dessen Hilfe die Magensäureproduktion reguliert und kontrolliert werden kann. Diese Wirkung kommt durch die Hemmung des Enzyms H+/K+-ATPase zustande, das den Magensaft ansäuert, indem es ihn mit Protonen anreichert. Auf diese Weise lässt sich die Säureproduktion des Magens um 97% verringern. Da die H+/K+-ATPase auch als Protonenpumpe bezeichnet wird, werden Arzneistoffe wie Omeprazol zu den Protonenpumpenhemmern gezählt. Omeprazol ist deshalb so gut verträglich, weil es erst am Wirkort aktiviert wird. Die meisten Nebenwirkungen betreffen den Verdauungstrakt und sind damit zu erklären, dass die Nahrung durch die Verringerung der Magensäure schlechter verwertet wird. Daneben kann es unter der Gabe von Omeprazol zu Kopfschmerzen, Schwindel und Müdigkeit kommen.
Säurebedingte Magenprobleme lassen sich am effektivsten mit Protonenpumpenhemmern behandeln. Typische Einsatzgebiete sind Magen- und Zwölffingerdarmgeschwüre sowie Sodbrennen, das immer dann entsteht, wenn saurer Magensaft in die Speiseröhre zurückfließt. Des Weiteren wird Omeprazol bei einer krankhaften Überproduktion von Magensäure (Zollinger-Ellison-Syndrom) und in der Kombinationstherapie gegen bestimmte Magenbakterien (Heliobacter pylori) angewandt. Zuletzt wirkt Omeprazol Schädigungen der Schleimhaut des Magens und Zwölffingerdarms sowie der Speiseröhre durch viele Schmerz- und Rheumamittel entgegen.
Omeprazol ist der erste Vertreter aus der Substanzklasse der Protonenpumpenhemmer und wurde 1989 in Deutschland als verschreibungspflichtiges Medikament zugelassen. Seit dem 1. August 2009 gibt es in Deutschland auch rezeptfreie Omeprazolpräparate. Diese dürfen bei Sodbrennen einmal täglich in einer Einzeldosis von 20 mg bei einer maximalen Anwendungsdauer von 14 Tagen eingesetzt werden. Omeprazol ist ein sehr umsatzstarker Wirkstoff. Allein im Monat August 2009 ergab sich ein Gesamtumsatz nach Apothekenverkaufspreis von 57 Millionen Euro, wobei 10 Millionen Euro auf den rezeptfreien Anteil entfielen.