Berlin – Die gesetzlichen Krankenkassen brauchten für die Arzneimittelversorgung ihrer Versicherten (ohne Impfstoffe) im Jahr 2010 bundesweit nur 1,1 Prozent mehr aufzuwenden als im Vorjahr, was genau der allgemeinen Inflationsrate entspricht.
In Berlin betrug die Änderung bei den Arzneimittelaufwendungen sogar nur 0,8 Prozent. Â?Die Arzneimittelausgaben haben sich in Berlin damit nicht nur unterdurchschnittlich entwickelt. Sie liegen auch deutlich unter den Vorgaben von Krankenkassen und Ärzten, die bundesweit ein Wachstum von 2,5 Prozent prognostiziert hattenÂ?, sagt Dr. Christian Belgardt, Präsident der Apothekerkammer Berlin.
Offiziell gaben die Kassen in Berlin rund 1,16 Milliarden Euro für 24 Millionen Arzneimittelpackungen aus. Die tatsächlichen Aufwendungen sind jedoch erheblich niedriger. Die Krankenkassen erhalten nämlich von Arzneimittelherstellern, mit denen sie Verträge geschlossen haben, noch zusätzliche Rabatte, deren Höhe die Krankenkassen geheim halten. Die Apotheken ermitteln aufgrund gesetzlicher Vorgaben vor der Abgabe an den Patienten die Arzneimittel derjenigen Hersteller, mit denen die einzelnen Krankenkassen solche Rabattverträge abgeschlossen haben. Â?Durch die Umsetzung der Rabattverträge für die Krankenkassen tragen die Apotheken ganz wesentlich zu den Einsparungen im Arzneimittelbereich bei. Zusätzlich müssen die Apotheken für jedes abgegebene Arzneimittel noch einen direkten Rabatt an die Krankenkassen abführenÂ?, erläutert Dr. Rainer Bienfait, Vorsitzender des Berliner ApothekerVereines. Im vergangenen Jahr summierten sich diese Abschläge, die die Berliner Apotheken den Kassen gewähren mussten, auf immerhin 36 Millionen Euro.
Da dieser Zwangsrabatt durch die Regierungskoalition zum Januar deutlich erhöht wurde, müssen die Apotheken in diesem Jahr mit noch höheren Belastungen rechnen. Â?Die Apotheken setzen eine ständig steigende Zahl von Rabattverträgen der Krankenkassen mit Arzneimittelherstellern um und sorgen damit für beträchtliche Einsparungen zugunsten der SolidargemeinschaftÂ?, so Belgardt. Dies ist für die Apotheken jedoch mit erheblichem Mehraufwand und steigenden Kosten verbunden. Â?Dass das Apothekenhonorar trotzdem noch stärker gekürzt wird, ist weder angemessen noch fair und stellt viele Apotheken vor finanzielle Herausforderungen. Die Schmerzgrenze ist überschrittenÂ? warnt Bienfait. Â?Bei allen Sparmaßnahmen sollte die Politik den Wert der flächendeckenden Arzneimittelversorgung für Millionen von Patienten nicht aus dem Auge verlierenÂ?, so Bienfait.
Hinweis an die Redaktion: Die Apothekerkammer Berlin nimmt als Körperschaft des öffentlichen Rechts die beruflichen Belange von mehr als 4.600 Apothekerinnen und Apothekern wahr. Sie ist die Standesvertretung aller Berliner Apothekerinnen und Apotheker.
Der Berliner ApothekerVerein ist der Zusammenschluss niedergelassener Apotheker in Berlin. Als ältester ApothekerVerein in Deutschland vertritt er die wirtschaftlichen Interessen der Apotheken in der Hauptstadt.