Offenbach/Mainz – Würde man bei “Wer wird Millionär” die Frage stellen, welcher Betrag bei einem Arzneimittelpreis von 100 Euro in der Apotheke bleibt, könnte man diese getrost für die 100.000 Euro-Frage einsetzen, es sei denn der Kandidat hat einen Apotheker als Telefonjoker. Es hält sich nämlich immer noch hartnäckig das Vorurteil, dass die Apotheken einen Großteil des Arzneimittelpreises erhalten. Fakt ist jedoch, dass gerade einmal ein Zehntel hiervon in den Apotheken verbleibt.
Die Apothekerverbände von Hessen und Rheinland-Pfalz wollen mit einer Kampagne in den Apotheken mit diesem Vorurteil aufräumen und klären mit Plakaten, Handzetteln und Infos an den Kassenterminals auf, welcher Anteil in den verschiedenen Kanälen landet. Anhand eines appetitlich aussehenden Törtchens wird dargestellt, dass die Pharmaindustrie sich sozusagen das Sahnestück in Höhe von 69,55 Euro einverleibt, die leckeren Früchte nimmt der Staat in Form der Mehrwertsteuer mit knapp 16,00 Euro zu sich, und die Apotheken bekommen mit 10,31 Euro gerade noch den Boden, unter dem dann nur noch der pharmazeutische Großhandel zu finden ist.
Wir werden mit der Aktion sicher nicht das geflügelte Wort von den sprichwörtlichen Apothekenpreisen ausrotten können. Wir möchten aber dadurch mit den völlig falschen Vorstellungen über den Apothekenanteil am Arzneimittelpreis bei der Bevölkerung aufräumen. Für ein Zehntel des Arzneimittelpreises erbringen die Apotheken das Gros der Leistungen: Sie beraten, bestellen, lagern, fertigen Rezepturarzneimittel, liefern teilweise nach Hause und leisten Nacht- und Notdienst. Dafür erhalten sie weniger als der Staat, der allein durch die Mehrwertsteuer fünfzig Prozent mehr als die Apotheken erhält, ohne hierfür irgendetwas zu tun, so die Pressesprecherin der beiden Apothekerverbände, Kirsten Müller-Kuhl.