Offenbach – Das Internationale Drogenkontrollgremium der Vereinten Nationen kommt in seinem gestern in Wien vorgestellten Jahresbericht zu dem Schluss, dass der Missbrauch von Medikamenten in Zukunft auch in Europa zu erheblichen Problemen führen wird. Vor allem Schmerzmittel würden in überhöhter Dosierung gebraucht, um ähnliche Effekte wie beim Drogenmissbrauch zu erzielen.
Laut Schätzungen der WHO sind bis zu 50 Prozent aller in Entwicklungsländern vertriebenen Arzneimittel gefälscht. Viele Präparate würden außerdem über das Internet vertrieben. Deshalb forderte das Drogenkontrollgremium die Staaten auf, stärker den Medikamentenhandel zu überwachen. Nötig sei auch eine verschärfte Kontrolle von Internet-Apotheken. Auch das Verschreiben rezeptpflichtiger Arzneimittel müsse besser kontrolliert werden.
“Diese Ergebnisse decken sich voll und ganz mit den Erfahrungen, die wir Apotheker machen. Gerade kam eine Studie bei Internetanbietern des Zentrallaboratoriums Deutscher Apotheker in Eschborn zu einem ähnlichen Ergebnis. Auch hier war die überwiegende Mehrheit der Anbieter unseriös, lieferten gefälschte oder überteuerte Ware bzw. buchte den Geldbetrag von der Kreditkarte ab, ohne überhaupt etwas zu liefern”, so Dr. Peter Homann, Vorsitzender des Hessischen Apothekerverbandes. Der Versandhandel mit rezeptpflichtigen Arzneimitteln sollte aus Verbraucherschutzgründen komplett verboten werden.
Gerade um Arzneimittelmissbrauch zu verhindern sei der Apotheker als Fachmann und Kontrollinstanz unverzichtbar. “Fast täglich erhalten wir Informationen von unseren Mitgliedern, dass mit gefälschten oder gestohlenen Rezepten versucht wird, Arzneimittelmissbrauch zu betreiben. Könnten solche Präparate problemlos im Internet bestellt werden, sei absehbar, dass die Zahl der Arzneimittelabhängigen in Zukunft stark ansteigen werde”, teilte Homann mit.