Gottmadingen – Drastische Auswirkungen erwarten die Apothekeneigentümer und auch deren Mitarbeiter als Folge der jüngsten Entscheidung des Europäischen Gerichtshofs (EuGH). Dem erwarteten Preiskampf würden Ertragseinbruch, Entlassungen und Apothekenschließungen folgen. In einer aktuellen Befragung des Experten-Panels Aposcope im Auftrag der ACA Müller ADAG Pharma AG wurde zudem deutlich, dass die Mehrheit der Befragten nicht mit einer Unterstützung durch die Bundesregierung rechnet.
82,7 % der Apothekenleiter erwarten, dass sich die Situation der eigenen Apotheke nach der EuGH-Entscheidung verschlechtern oder sogar stark verschlechtern wird. Auch 82,1 % der Filialleiter sehen die Situation kritisch, wohingegen die übrigen Angestellten zwar pessimistisch sind, sich mit einer Einschätzung aber auch insgesamt schwerer tun.
Unter allen Befragten kommt die EuGH-Entscheidung ohnehin nicht gut an: 84,2 % der Befragten halten die Entscheidung für schlecht oder sehr schlecht, nur 1,2 % für sehr gut. Auch hier zeigen sich leichte Unterschiede zwischen der Einschätzung von Inhabern und Angestellten.
Die EuGH-Entscheidung wird nach Einschätzung von 93,3 % der Inhaber zu sinkenden Erträgen führen, auch als Folge eines Preiskampfs zwischen den Apotheken, den 86,7 % erwarten. Mit Apothekenschließungen rechnen 89,3 % der Eigentümer, immerhin 70,7 % befürchten Mitarbeiterentlassungen. Auch PTA und angestellte Apotheker rechnen mehrheitlich mit sinkenden Erträgen, Apothekenschließungen und Mitarbeiterentlassungen.
ACA-Vorstand Arne Nielsen, der die Befragung initiiert hat, sieht die Gefahr eines strukturellen Wandels: „Die EuGH-Entscheidung verunsichert den gesamten Apothekenmarkt, allen voran die engagierten Apothekenleiter – in der Regel Kleinunternehmer – und dürfte auch zu Kurzschlussreaktionen führen. Ein Preiskampf wird die Qualität der Arzneimittelversorgung nicht heben, sondern langfristig zerstören. Die Regierung muss sich klar positionieren und die Versorgung durch die Apotheke vor Ort sicherstellen.“
Dass die Bundesregierung die Apotheken per Gesetz, zum Beispiel durch ein Verbot des RX-Versandhandels schützen würde, glaubt mit 51,5 % eine Mehrheit aller Befragten nicht, nur 24,4 % halten das für möglich. Am skeptischsten sind auch hier die Apothekenleiter. 60 % glauben nicht daran, dass die Bundesregierung aktiv wird. Grundsätzlich sehen die Apotheken auch die Rolle der EU mit Blick auf das deutsche Gesundheitswesen kritisch. 79,3 % aller Befragten sind der Ansicht, die Bundesregierung müsse sich gegen die Einflussnahme seitens der EU wehren.
Der ACAlert widmet sich den aktuellen und brennenden Themen rund um die Apotheke und das engagierte Apothekenteam und soll die öffentliche Debatte zur Rolle der Apotheke bei der Gesundheitsversorgung der Menschen fördern. Der ACAlert ist eine Initiative der ACA Müller ADAG Pharma AG, Gottmadingen.
Die aktuelle Befragung im Auftrag der ACA Müller ADAG Pharma AG wurde am 19. und 20. Oktober 2016 über das Marktforschungstool APOSCOPE durchgeführt. An der Onlinebefragung nahmen 406 Apothekerinnen, Apotheker und PTA teil.
Grafiken: ACAlert