Eschborn – Eine aktuelle deutsche Studie mit 494 Patientinnen aus 42 Hausarztpraxen hat gezeigt, dass zwei Drittel der Frauen mit unkomplizierten Harnwegsinfekten ohne Antibiotika und nur mit Schmerzmitteln wieder gesund wurden[1]. Mit der Studie wollten die Wissenschaftler zu einem rationalen Einsatz von Antibiotika aufrufen, um der zunehmenden Ausbreitung von Bakterienresistenzen entgegenzuwirken. Die Ergebnisse zeigen jedoch auch, dass bei über 30 Prozent der Patientinnen in der Schmerzmittel-Gruppe innerhalb von 28 Tagen ein Antibiotikum gegeben werden musste, da sich die Symptome nicht besserten beziehungsweise sich verschlechterten. Zudem traten in dieser Untersuchungsgruppe Nierenbeckenentzündungen häufiger auf. Eine alleinige symptomatisch-schmerzlindernde Therapie von Blasenentzündungen ist demnach auch nicht zielführend. Daher bietet sich hier der sinnvolle Einsatz von pflanzlichen Arzneimitteln an, die antibakteriell und entzündungshemmend wirken. Eine solche zweifache Wirkung konnte zum Beispiel für die Senföle aus Kapuzinerkresse und Meerrettich nachgewiesen werden[2-6]. „Frühzeitig bei beginnenden Beschwerden eingesetzt, können die Senföle dank dieses dualen Wirkprinzips die Entstehung von klinisch symptomatischen Harnwegsinfektionen buchstäblich im Keim ersticken“, erklärt die Urologin Julia Bäumer, Hamburg.
Senföle sind charakteristische Inhaltsstoffe von Pflanzen aus der Familie der Kreuzblüten- und Kapuzinerkressengewächse. Die Pflanzenstoffe werden unter anderem über die Nieren ausgeschieden und liegen somit in der Blase in aktiver Form vor. In der Naturmedizin werden Senföle aus Kapuzinerkresse und Meerrettich bereits seit Jahrhunderten bei Harnwegsinfektionen erfolgreich eingesetzt. Inzwischen ist ihre Wirksamkeit und Sicherheit bei Erwachsenen und Kindern durch mehrere klinische Studien belegt, auch bei häufig wiederkehrenden Blasenentzündungen[5-7].
Wiederkehrende Blasenentzündungen mindern die Lebensqualität
Etwa ein Fünftel aller Blasenentzündungen kehrt trotz erfolgter Behandlung immer wieder. Dies kann die Lebensqualität der Betroffenen stark beeinträchtigen. Um den Teufelskreis zu durchbrechen, wird häufig vorbeugend eine Antibiotikatherapie über mehrere Monate durchgeführt. „Wegen der damit verbundenen Nebenwirkungen, wie Scheiden- oder Darmpilzen und Durchfällen, fragen viele Patienten aber nach nebenwirkungsärmeren Behandlungsalternativen“, so die Urologin.
Es wird vermutet, dass rezidivierende Infekte durch eine Bakterienbesiedlung der Uroepithelzellen in der Blaseninnenwand hervorgerufen werden, die dann für chemisch-synthetische Antibiotika nicht mehr zugänglich sind. Eine aktuelle Untersuchung des Mikrobiologen Professor Uwe Frank, Freiburg, hat gezeigt, dass die Senföle aus Kapuzinerkresse und Meerrettich die Internalisierung von uropathogenen E. coli-Stämmen (UPEC) in das Blasenepithel hemmen und somit helfen können, das Auftreten eines möglichen Rezidivs einer Harnwegsentzündung zu verhindern[8]. Das spricht für den Einsatz der Senföle bei wiederkehrenden Harnwegsinfektionen und liefert eine mögliche Erklärung für die Ergebnisse einer klinischen Studie[7], die gezeigt hat, dass die Einnahme von Senfölen die Rückfallquote bei rezidivierenden Harnwegsinfektionen senkt.
Die Pflanzenstoffe sind gut verträglich und können daher über lange Zeit eingenommen werden. Resistenzen wurden bisher auch nach Langzeittherapie nicht beobachtet und sind aufgrund des multimodalen Wirkmechanismus der Isothiocyanate auch nicht zu erwarten.
Literatur:
Die Quellen 1-8 können auf Wunsch unter folgendem Pressekontakt angefordert werden: