Berlin –
„Hochschulmedizin als Veränderungsmotor der Versorgung“, unter diesem Titel diskutierten Experten aus Politik und Krankenversorgung auf dem diesjährigen Hauptstadtkongress über die Rolle universitärer Spitzenmedizin für das Gesundheitswesen.
Am Beispiel der Seltenen Erkrankungen unterstrich Annette Widmann-Mauz, MdB, Parlamentarische Staatssekretärin beim Bundesminister für Gesundheit die besondere Rolle der Universitätsklinika für die spezialisierte Versorgung in Deutschland. „Patienten mit Seltenen Erkrankungen profitieren von der Verknüpfung der klinischen Versorgung mit der wissenschaftlichen Forschung an den Universitäten“, so Frau Widmann-Mauz. Zudem erfüllen die Unikliniken zunehmend eine Lotsenfunktion im Gesundheitswesen, indem sie Patienten mit zumeist chronischen Seltenen Erkrankungen an die richtigen Stellen zur Weiterbehandlung bringen. An den mittlerweile 25 universitären Zentren für Seltene Erkrankungen sollte daher nach Auffassung der Bundesregierung die Kompetenz zur Behandlung der rund 6000 Seltenen Erkrankungen gebündelt werden. Ein erster wichtiger Schritt zur Verbesserung der ambulanten Versorgung von seltenen und komplexen Erkrankungen an Uniklinika wurde mit dem nun verabschiedeten GKV-Versorgungsstärkungsgesetz gemacht. „Die Neuregelungen sollen zeitnah einen wesentlichen Teil zur finanziellen Entlastung der Hochschulmedizin beitragen“, so Frau Widmann-Mauz. Hierfür will die Bundesregierung bis zu 265 Millionen Euro im Jahr zusätzlich bereitstellen.
„Unikliniken sind für uns bei der Einführung medizinischer Innovationen ein wichtiger Partner“, so Matthias Mohrmann, Vorstand der AOK Rheinland/Hamburg. Sie gewährleisten die wissenschaftliche Begleitung neuer Behandlungsmethoden und schützen somit vor nutzlosen oder gar schädlichen Innovationen. Die AOK sieht in den Uniklinika den idealen Partner für innovative Versorgungsformen auch in der Krebstherapie. Daher hat sie einen speziellen Versorgungsvertrag mit dem „Netzwerk Genomische Medizin“ unter Leitung der Uniklinik Köln geschlossen. Hier werden jährlich rund 3800 Lungenkrebspatienten behandelt. Für viele Betroffene sind signifikante Verbesserungen in der Versorgung zu beobachten, die sich durch eine Verringerung der Nebenwirkungen etwa bei Chemotherapien und eine Verlängerung der Lebenszeit zeigen. Mit einem weiteren integrierten Behandlungsvertrag mit dem Protonenzentrum der Universitätsklinik Essen ermöglicht die AOK vor allem Kindern mit Krebserkrankungen eine evidenzbasierte, indikationsbezogene und qualitätsgesicherte Interdisziplinäre Behandlung.
Zur Sicherstellung einer qualitativ hochwertigen Versorgung ist daher für die AOK Rheinland/Hamburg eine weitere Konzentration komplexer Leistungen auf Spezialversorger dringend notwendig. Hierbei sieht die Krankenkasse die Qualitätsorientierung im nun von der Bundesregierung vorgelegten Krankenhausstrukturgesetz als Chance zur weiteren Profilierung der Unikliniken.
Auch Frau Widmann-Mauz appelliert an die Uniklinika, sich aktiv in die Debatte über die besonderen Aufgaben von Zentren einzubringen. Während der Gesetzgeber den nötigen Rechtsrahmen für Zentrenzuschläge schafft, müssen ihre Aufgaben von Krankenhausgesellschaft und Krankenkassen weiter konkretisiert werden. Die besonderen Leistungsmerkmale der Uniklinika, wie Spezialisierung, Vorhaltung einer besonderen Ausstattung und sektorenübergreifende Versorgungsangebote sollten hierbei berücksichtigt werden.
Der Verband der Universitätsklinika Deutschlands (VUD) und der MFT Medizinischer Fakultätentag vertreten die Interessen der 33 Universitätsklinika sowie der 37 Medizinischen Fakultäten in Deutschland. Ihr Dachverband ist die Deutsche Hochschulmedizin e.V. Gemeinsam stehen die Verbände für Spitzenmedizin, erstklassige Forschung sowie die international beachtete Medizinerausbildung und Weiterbildung.