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Alzheimer-Krankheit: Vorhandene Behandlungsmöglichkeiten nutzen

Gemeinsame Pressemitteilung zum Welt-Alzheimertag 2010

Wiehl – Aus Anlass des Welt-Alzheimertages am 21. September fordern Deutschlands Alzheimer-Forscher zusammen mit den deutschen Alterspsychiatern dazu auf, im Kampf gegen die Alzheimer-Krankheit alle bereits heute zur Verfügung stehenden Behandlungsmöglichkeiten zu nutzen.

“Bislang gibt es kein Medikament, das die Alzheimer-Krankheit heilen kann. Wann und ob überhaupt eine solche Arznei zur Verfügung stehen wird, lässt sich nicht vorhersagen“, so Prof. Hans-Jürgen Möller, Vorstandsvorsitzender der Hirnliga e.V. Deutschlands Bevölkerung verändert sich, die Menschen werden immer älter. Das Alter ist aber der Hauptrisikofaktor für die Alzheimer-Krankheit. Der hohe und lange Pflegeaufwand macht sie zu einer der teuersten Krankheiten, deren Kosten weiter steigen werden, wie auch die aktuellen Berechnungen des Statistischen Bundesamtes zeigen.

“Die Forschung geht intensiv voran und es gibt vielversprechende Ergebnisse, aber auch Ernüchterungen. So ist etwa die Euphorie über eine baldig verfügbare „Alzheimer-Impfung“ verflogen. Als Forscher können wir nur dringend empfehlen, alle heute schon vorhandenen Möglichkeiten zur Vorbeugung und Behandlung zu nutzen. Bei einer frühzeitigen Diagnose und rechtzeitigem Beginn der Therapie ist es möglich, den Verlauf der Alzheimer-Krankheit positiv zu beeinflussen“, so Prof. Möller weiter.

Dabei sollen Medikamente, nichtmedikamentöse Therapien und pflegerische Maßnahmen in einem therapeutischen Gesamtkonzept eingesetzt werden. Die Therapien bewirken eine Verlangsamung der Krankheitsentwicklung und ermöglichen den Betroffenen und ihren Angehörigen, über einen längeren Zeitraum in Selbstbestimmung und Würde zu leben. Durch eine deshalb später erfolgende Aufnahme in Pflegeheime werden zusätzlich noch Kosten gespart.

“Bei psychisch kranken Älteren, insbesondere den Alzheimer-Kranken, herrscht seit Jahren eine klare medizinische Unter- und Fehlversorgung“, so der Präsident der deutschen Alterspsychiater Prof. Dr. Hans Gutzmann. „Viele Alzheimer-Patienten sind unerkannt und werden nicht behandelt. Aber auch bei jenen, die erkannt wurden, ist eine spezifische Behandlung leider nicht obligatorisch, auch kommt trotz des sehr komplexen Krankheitsbildes nur etwa jeder zehnte Alzheimer-Kranke im Laufe seiner Krankheit mit einem Facharzt in Kontakt. Diese Tendenz zur Unterversorgung setzt sich selbst in den Abteilungen für Alterspsychiatrie fort. Waren diese in den vergangenen Jahrzehnten Motor für eine Vernetzung und Verbesserung der ambulanten Versorgung, so können heute viele wegen fehlendem und überlastetem Personal schon länger nicht mehr mit der notwendigen Intensität und Qualität arbeiten.“ Als eine wesentliche Ursache dieser Entwicklung sehen die Alterspsychiater die Trennung zwischen Kranken- und Pflegekasse: „Solange die Politik die Alzheimer-Krankheit eher als pflegerisches Problem betrachtet und die Chancen, die eine medizinische Behandlung bietet, nicht erkennt, bleibt die Trennung zwischen Kranken- und Pflegekasse erhalten. Betriebswirtschaftlich ist es dabei für eine Krankenkasse nicht sinnvoll eine Behandlung zu bezahlen, deren Nutzen – durch die verspätete Pflegebedürftigkeit – die Pflegekasse hat. Deshalb bleibt das medizinisch Notwendige und volkswirtschaftlich Sinnvolle ungetan“, so Prof. Dr. Hans Gutzmann weiter.

Vor diesem Hintergrund fordern die Gerontopsychiater und die Alzheimer-Forscher seit langem Kranken und Pflegekasse unter einem Dach zu vereinigen.