Wiehl – Die Alzheimer-Krankheit und mit ihr andere Demenzen bedrohen nicht nur jeden Einzelnen, sondern wegen des hohen und langen Pflegeaufwandes auch unsere solidarisch finanzierten sozialen Sicherungssysteme. Dabei drängt die Zeit, denn bei einer stetigen Zunahme Älterer wird die Zahl der Alzheimer-Kranken stark steigen. Unser Gesundheits- und Sozialwesen ist bislang nicht darauf vorbereitet.
“Bislang gibt es leider kein Medikament, das die Alzheimer-Krankheit heilen kann. Wann und ob überhaupt eine solche Arznei zur Verfügung stehen wird, lässt sich nicht vorhersagen“, so Prof. Hans-Jürgen Möller, München, Vorsitzender der Hirnliga e.V., anlässlich einer Veranstaltung in Berlin.
Das Gehirn mit seinen rund 100 Milliarden-Nervenzellen kann sehr lange den Ausfall einzelner Nervenzellen ausgleichen. Deshalb ist es schwierig, die Grenze zwischen einer normalen Alterung und einem krankhaften Prozess zu erkennen. Inzwischen gehen die Forscher davon aus, dass die Erkrankung schon viel früher – nämlich im mittleren Lebensalter – beginnt. Eine zu diesem Zeitpunkt beginnende frühe Intervention könnte den Ausbruch der Alzheimer-Krankheit im späteren Alter verhindern.
„Mit neuen diagnostischen Methoden wie etwa den Bio-Markern und der Bildgebung können wir inzwischen kleinste Veränderungen frühzeitig erkennen“, so Prof. Harald Hampel, Frankfurt. „Wenn wir mit den ersten Anzeichen der Krankheit gezielt Medikamente einsetzen könnten, beständen gute Chancen, den Ausbruch der Krankheit zu verhindern.“ Inzwischen gibt es erste Studien, die diesen neuen Ansatz untersuchen, allerdings wird es nach Ansicht der Experten noch länger dauern bis erste Ergebnisse auf dem Tisch liegen und Empfehlungen gegeben werden können.
“Als Forscher können wir nur dringend empfehlen, alle heute schon vorhandenen Möglichkeiten zur Vorbeugung und Behandlung zu nutzen. Bei einer frühzeitigen Diagnose und rechtzeitigem Beginn der Therapie ist es möglich, den Verlauf der Alzheimer-Krankheit positiv zu beeinflussen“, so Prof. Möller.