Wiehl – Die Deutschen werden immer älter, damit steigt das Risiko an Alzheimer zu erkranken. Etwa jeder Vierte über 80 leidet an der gefürchteten Krankheit, die wegen des hohen und langen Pflegeaufwandes zu einer der teuersten Krankheiten im Gesundheits- und Sozialwesen gehört. Bis zum Jahr 2050 wird sich die Zahl der Erkrankten von heute knapp 2 Millionen mit großer Wahrscheinlichkeit verdoppelt haben.
Wir müssen alle schon vorhandenen Möglichkeiten zur Vorbeugung und zur Behandlung der Alzheimer-Krankheit nutzen, um den Erkrankten und ihren Familien zu helfen. Bei einer frühzeitigen Diagnose und rechtzeitigem Beginn der Therapie ist es möglich, den Verlauf der Alzheimer-Krankheit mit den heute zur Verfügung stehenden Medikamenten positiv zu beeinflussen, so. Prof. Walter E. Müller, Vizepräsident der Vereinigung der Deutschen Alzheimerforscher, Hirnliga e.V. Für die Zukunft ist es jedoch dringend geboten, die Forschung zu intensivieren und neue Ansätze zu prüfen, denn eine ursachenbezogene Heilung der Krankheit ist bislang nicht in Sicht. Vielversprechende Ansätze aus den Forschungslaboratorien, wie etwa die Impfung, scheiterten bisher entweder vor der klinischen Anwendung oder zeigten am Patienten nicht die gewünschte Wirkung.
Vor diesem Hintergrund hat Hirnliga e.V. in Kooperation mit der Goethe-Universität Frankfurt ein mit 26 international renommierten Experten aus 8 Ländern – unter ihnen der Leiter des Deutschen Zentrums für die Erforschung Neurodegenerativer Erkrankungen, Prof. G. Nicotera – ein Symposium veranstaltet. Im kleinen Kreis wurden neue Aspekte der Alzheimer-Krankheit jenseits der bislang favorisierten Beta-Amyloid-Kaskaden-Hypothese erörtert. Der Fettstoffwechsel, die Neuentstehung von Nervenzellen, die Zell-Zell-Kommunikation und die zelluläre Energiegewinnung wurden in den Focus genommen.
Das Gehirn mit seinen rund 100 Milliarden-Nervenzellen kann sehr lange den Ausfall einzelner Nervenzellen ausgleichen. Deshalb ist es schwierig, die Grenze zwischen einer normalen Alterung und einem krankhaften Prozess zu erkennen. Inzwischen gehen die Forscher davon aus, dass die Erkrankung schon viel früher – nämlich im mittleren Lebensalter – beginnt. Eine zu diesem Zeitpunkt beginnende frühe Intervention könnte den Ausbruch der Alzheimer-Krankheit im späteren Alter verhindern. Von großer Bedeutung sind dabei wahrscheinlich die Kraftwerke der Zelle, die sogenannten Mitochondrien.
Viele auf dem Symposium aktuell vorgestellte Forschungsergebnisse deuten darauf hin, dass eine mangelnde Energieversorgung der Nervenzellen einen großen, wenn nicht sogar den entscheidenden Einfluss auf die Entwicklung und den Verlauf der Krankheit hat, so Prof. Müller weiter. Wenn es uns gelingt, die Mitochondrien vor bestimmten giftigen Stoffwechselprodukten längerfristig zu schützen und damit die Energieversorgung der Nervenzellen aufrechtzuerhalten, werden wir wahrscheinlich einen großen Schritt im Kampf gegen die Alzheimer-Krankheit getan haben.