Berlin – Demografischer Wandel ist das Schwerpunkt-Thema der soeben erschienenen Mai-Ausgabe des Bundesgesundheitsblatts. In dem Heft werden in zwölf Beiträgen (vier davon aus dem Robert Koch-Institut) mögliche Auswirkungen auf die Gesundheit der Bevölkerung und die damit verbundenen Herausforderungen für die gesundheitliche Versorgung analysiert. Darüber hinaus werden theoretische Grundlagen, Konzepte und Modellvorhaben vorgestellt, wie diesen Herausforderungen begegnet werden kann, und wo sich Chancen der Weiterentwicklung und Neuorientierung ergeben.
Der demografische Wandel ist nicht nur das Resultat einer immer weiter steigenden Lebenserwartung, sondern auch der kontinuierlich gesunkenen Geburtenzahlen und sich verändernder Migrationsströme. Mit der Alterung der Bevölkerung verändern sich Krankheitsspektrum und Versorgungsbedarf der Bevölkerung. Herausforderungen an die gesundheitliche Versorgung und die sozialen Sicherungssysteme ergeben sich zum einen durch die Zunahme bestimmter Gesundheitsprobleme (zum Beispiel Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Diabetes mellitus, muskuloskelettale Erkrankungen, Krebserkrankungen, Demenzen), zum anderen durch Multimorbidität und daraus folgende funktionale Beeinträchtigung, Behinderung im Alltag und Pflegebedürftigkeit.
Oft wird ein einfacher methodischer Ansatz genutzt, bei dem Krankheitshäufigkeiten konstant in die Zukunft fortgeschrieben werden. Berücksichtigt werden müssen aber auch Veränderungen durch den medizinischen Fortschritt, eine zunehmende Prävention, eine sich verändernde Gesundheitsversorgung sowie Änderungen im Gesundheitsverhalten und den gesellschaftlichen Rahmenbedingungen. Hier stellt das Gesundheitsmonitoring des RKI mit seinen langfristig angelegten wiederholten Surveys sowie einer neu aufgebauten Längsschnittkomponente (Panel) eine wichtige Grundlage dar, um zukünftig differenziertere Analysen und Prognosen der zukünftigen Entwicklung zu ermöglichen.
Selbst wenn die ungünstigsten Prognosen nicht eintreffen, steht das Gesundheitssystem vor großen Herausforderungen. Das Themenheft enthält dazu eine Positionsbestimmung der Ärzteschaft. Ein weiterer Beitrag analysiert die aus dem demografischen Wandel resultierenden Chancen für die Gesundheitswirtschaft. Der wachsende Bedarf an Pflege und gesundheitlicher Versorgung schafft Arbeitsplätze. Auch Telemedizin und Gesundheitstechnik für eine alternde Gesellschaft entwickeln sich mit hoher Geschwindigkeit. Mecklenburg-Vorpommern ist durch Abwanderungen von Einwohnern im erwerbstätigen (und gebärfähigen) Alter vom ehemals jüngsten zum ältesten Bundesland geworden. Es werden Lösungsmodelle vorgestellt, die dort eine qualitativ hochwertige medizinische Versorgung sicherstellen sollen.
Altern hat darüber hinaus einen eigenen Wert. Die Zunahme der Lebenserwartung eröffnet vielen Menschen die Perspektive, lange Jahre nach Beendigung der Berufs- und Familienphase aktiv am gesellschaftlichen Leben teilzunehmen. Es zeichnen sich hierbei Möglichkeiten ab, neue Formen des gesellschaftlichen Miteinanders zu finden.
Das Bundesgesundheitsblatt wird herausgegeben von den Bundesinstituten im Geschäftsbereich des Bundesministeriums für Gesundheit. Das Robert Koch-Institut ist Sitz der Redaktion. Die Monatszeitschrift ist über den Buchhandel erhältlich oder direkt beim Verlag (Tel: 06221-345-4303, E-Mail subscriptions@springer.de). Die Abstracts der Beiträge sind auch unter http://www.bundesgesundheitsblatt.de abrufbar.