Berlin, 28. September 2018 – MVZ-Versorgung: In der Labormedizin längst gut funktionierende Praxis!
Während in den Medien – ausgelöst durch die jüngsten Entwicklungen im Bereich der Zahnmedizin – gerade über das Wohl und Wehe von größeren Versorgungsnetzen und -verbünden im Gesundheitswesen diskutiert wird, haben sich in der Labormedizin, politisch gefördert und historisch gewachsen, längst sinnvolle unternehmerische Strukturen etabliert, ohne die das hohe Versorgungsniveau für die Patienten nicht möglich wäre.
Weit weg von einer „Monokultur“, so der Verband der Akkreditierten Labore in der Medizin, ALM e.V., sei im Laufe von 25 Jahren eine Vielfalt von großen/mittleren/kleinen, ambulanten und stationären, lokalen/regionalen/nationalen Strukturen mit deutlich unterschiedlicher Trägerschaft (Einzelärzte, Arztgruppen und -familien, Unternehmen des Gesundheitswesens, Infrastruktur- und HealthCare-Partner) entstanden. „Eine Vielfalt, die sich auch in der Mitgliederstruktur des ALM als fachärztlichen Berufsverband und Interessenvertretung der Labore widerspiegelt“, betont Dr. Michael Müller, 1. Vorsitzender des Verbandes. „Unter unseren Mitgliedern gibt es neben Einzelpraxen mit mehreren Vertragsärzten auch selbstständige Laborärzte mit regionalem oder bundesweit arbeitendem Verbund, familieninhabergeführte Labore, Krankenhauslabore sowie im Medizinbereich tätige Kapitalgesellschaften. Dazu gehört auch jede MVZ-GmbH.“
Die Schaffung größerer Einheiten hänge damit zusammen, dass die Labormedizin ein fachärztlicher Bereich mit hohen medizinischen, jedoch auch logistischen und technischen Anforderungen sei. Diese könnten am besten durch Kooperation und Vernetzung bewältigt werden. „Die politischen Entscheidungen vor zirka 15 Jahren haben die für die Versorgung positiven Entwicklungen der vergangenen Jahre überhaupt erst möglich gemacht. Trotz des enormen Kostendrucks ist eine im internationalen Vergleich qualitativ führende, flächendeckende und ärztlich wie im Service leistungsstarke Versorgungsstruktur entstanden“, so der Facharzt für Laboratoriumsmedizin.
Die Suche nach Investoren und Kapitalgebern gehe dabei oft von den Laborärzten selbst aus, stellt Dr. Michael Späth, Vorstandsmitglied des ALM e.V. fest: „Es gibt immer weniger Laborärzte, die angesichts der sehr hohen Risiken im stark regulierten Gesundheitswesen das Risiko einer Neugründung oder Übernahme einer bestehenden Laborfacharztpraxis eingehen können und wollen. Seit Jahren erleben wir kontinuierliche Abwertungen unserer Leistungen einschließlich der fachärztlichen Arbeit – und dies bei ständig steigenden Kosten. Deswegen suchen unsere Kolleginnen und Kollegen nach Partnern, die bereit sind, ihre kostenintensive Arbeit zu unterstützen und abzusichern.“
Wer eine Praxis gründet, benötige Gründungskapital und betriebliche Darlehen. Seit der Finanzkrise seien die Risikobetrachtungen der Banken – auch durch gesetzliche Vorgaben – stark in den Fokus gerückt. Die Praxisinhaber müssten regelmäßig ihre Bilanzen vorlegen. Bisher würde nicht unterstellt, dass darunter die Qualität der ärztlichen Leistung leiden würde. Späth: „Für den dauerhaften Erfolg einer Praxis wie auch eines Unternehmens steht schließlich die kontinuierliche Qualität der medizinischen Leistung und die fachärztliche Beratung der rund 100.000 Haus-und Fachärzte für eine sinnvolle Diagnostik zum Wohl des Patienten an oberster Stelle. Für den Erfolg ist die Wahrung der Freiberuflichkeit eine entscheidende Voraussetzung.“ Das ärztliche Berufsrecht und das Vertragsarztrecht ließen etwas anderes auch gar nicht zu. Umgekehrt lege beispielsweise das Wirtschaftlichkeitsgebot im Vertragsrecht jedem niedergelassenen Kassenarzt die Pflicht zu kostenbewusstem Handeln auf. „Diese Wirtschaftlichkeit wird heute in eher größeren Facharztlaboren, ob unabhängig oder in einem Verbund organisiert, erreicht.“
Jedes Facharztlabor, so der ALM e.V., sei ärztlich geleitet. So sei die Unabhängigkeit ärztlicher Entscheidungen sichergestellt. „Es gibt bei uns auch keine rein auf die Optimierung ausgerichtete Zielvereinbarungen oder ähnliche Instrumente, die in die fachärztliche Tätigkeit eingreifen würden“, so der 1. Vorsitzende Dr. Michael Müller. „Denn im Zentrum ärztlichen Handelns steht für uns der Patient.“
Was die Qualität der Versorgung angehe, so habe diese – auch aus Wettbewerbsgründen – ständig zugenommen. „Von dieser Entwicklung und Professionalisierung im Konditionalfach Labor, das die Grundlage fast allen ärztlichen Handelns ist, profitieren sowohl die einsendenden Ärztinnen und Ärzte als auch die von ihnen behandelten Patienten. Ökonomisch betrachtet, wird am Ende ohnehin nur derjenige Arzt, der dauerhaft wirklich gute Medizin leistet, auch wirtschaftlichen Erfolg haben. Dies gilt für den einzelnen Arzt in seiner Praxis genauso wie für größere Medizinunternehmen.“
Über den ALM e.V.
Der ALM e.V. steht für die Förderung und Sicherstellung einer qualitativ hochwertigen labordiagnostischen Patientenversorgung in Deutschland. Der Verband vertritt aktuell über 200 medizinische Labore, in denen knapp 850 Fachärztinnen und Fachärzte (schwerpunktmäßig Laboratoriumsmedizin und zudem Mikrobiologie, Virologie und Infektionsepidemiologie, aber auch Humangenetik, Pathologie, Endokrinologie, Transfusionsmedizin sowie Immunologie) tätig sind, darüber hinaus über 130 Ärztinnen und Ärzte in Weiterbildung, rund 500 Naturwissenschaftler und etwa 25.000 qualifizierte Mitarbeiter. Der ALM e.V. ist damit der größte fachärztliche Berufsverband in der Labordiagnostik.