Berlin – „Wir brauchen jetzt die flächendeckende Implementierung eines abwasserbasierten molekularbiologischen SARS-CoV-2-Monitorings.“ Das sagte Dr. Peter Quick, Vorstandsmitglied im Verband der Diagnostica-Industrie (VDGH) und Vorstandssprecher der Fachabteilung Life Science Research (FA LSR) anlässlich der heutigen Pressekonferenz der Deutschen Messe zur Labvolution 2021.
„In die Berechnungen der deutschen Covid-19-Fallzahlen sollten zeitnah abwasserbasierte molekularbiologische Analysen mit einbezogen werden“, fordert Quick. Hintergrund: Im Abwasser lassen sich Erreger wie SARS-CoV-2 frühzeitiger nachweisen, da symptomatisch und asymptomatisch erkrankte Personen Virusmaterial von Beginn an ausscheiden. Molekularbiologische Analysen wie PCR und Sequenziertechniken können so das Infektionsgeschehen innerhalb der Bevölkerung abbilden und auch Virusvarianten sehr schnell nachweisen.
„Das molekularbiologische Abwassermonitoring eignet sich als epidemiologisches Frühwarnsystem für das Coronavirus, aber auch als nachhaltiges Langzeitmonitoring für andere Erreger. Darüber hinaus können intrinsische Eigenschaften, z. B. Antibiotikaresistenz bakterieller Erreger, nachgewiesen werden“, sagt Quick. „Damit sind heutige Ausgaben eine langfristige Investition in die Zukunft und ein Beitrag zur Resilienz unseres Gesundheitssystems“, so Quick weiter. Die Europäische Kommission hatte bereits im März 2021 mit der Empfehlung EU 2021/472 auf die nationale Umsetzung des Abwassermonitorings hingewiesen. Andere europäische Staaten, wie die Niederlande, haben das Abwassermonitoring schon erfolgreich implementiert. In Deutschland können erste regionale Pilotprojekte Erfolge verzeichnen. „Globale Forschungsprojekte haben gezeigt, dass sich die Methodik bewährt. Die FA LSR spricht sich nun für den unmittelbaren flächendeckenden Ausbau aus“, plädierte Quick.
Die Systemrelevanz der Diagnostika- und Life-Science-Research-Industrie ist nie so deutlich geworden, wie in der Corona-Pandemie. Beide Märkte sind im Jahr 2020 um mehr als 20 Prozent gewachsen: Der Boom der IVD-Industrie lag vor allem im Bereich der Infektionsdiagnostik; LSR-Unternehmen bieten eine große Bandbreite an innovativen Technologien, die in der Grundlagenforschung und in der privaten Forschung sowie als Baustein oder Workflow in der IVD- und Biotech-Industrie benötigt werden. „Die Summe der Life-Science-Märkte wird zukünftig eine Bedeutung haben wie die Automotive-Industrie heute, und die entsprechende LSR-Zulieferer-Industrie wird mit der Automotive-Zulieferer-Branche vergleichbar“, resümierte Quick.
Die FA LSR hat zum Abwassermonitoring das Positionspapier „Jetzt implementieren: abwasserbasiertes molekularbiologisches Monitoring“ veröffentlicht: www.lsr.vdgh.de/stellungnahmen-und-positionen/positionspapier-der-fachabteilung-lsr-zu-abwasserbasiertem-molekularbiologischen-monitoring.
Der Verband der Diagnostica-Industrie (VDGH) vertritt als Wirtschaftsverband die Interessen von mehr als 100 in Deutschland tätigen Unternehmen mit einem Gesamtumsatz von 5,5 Milliarden Euro im Jahr 2020. Sie stellen Untersuchungssysteme und Reagenzien zur Diagnose menschlicher Krankheiten her, mit denen ein Umsatz von mehr als 2,7 Milliarden Euro erzielt wird, sowie Instrumente, Reagenzien, Testsysteme und Verbrauchsmaterialien für die Forschung in den Lebenswissenschaften, mit denen ein Umsatz von 2,7 Milliarden Euro erwirtschaftet wird.