Düsseldorf/Münster – Die Versorgungs- und Hilfenetzwerke für Menschen mit Demenz und deren Angehörige sollen in Nordrhein-Westfalen systematisch enger geknüpft werden. Angesichts der rund 300.000 Demenzkranken allein in NRW diskutieren heute (Freitag, 5. Dezember) ärztliche Experten, Wissenschaftler und Angehörige bei einer Fachtagung in Düsseldorf über neue Wege in der medizinischen und pflegerischen Betreuung dieser Patientengruppe. Die Veranstaltung der Ärztekammern Nordrhein und Westfalen-Lippe ist der Abschluss des Aktionsjahres „Demenz im Blick“, in dem die nordrhein-westfälischen Ärztekammern das Thema Demenz in einer Reihe von öffentlichen Veranstaltungen und ärztlichen Fortbildungen in das Bewusstsein der Öffentlichkeit und der Ärzteschaft getragen haben. Ein wesentliches Ziel: Verständnis und Sensibilität für Menschen mit Demenz erhöhen und einer gesellschaftlichen Ausgrenzung entgegenwirken.
„Auch mit Demenz ist soziale Teilhabe möglich“, sagt Bernd Zimmer, Vizepräsident der Ärztekammer Nordrhein, „um diese Teilhabe sicherzustellen, werden wir gemeinsam mit anderen Professionen und dem Land Nordrhein-Westfalen die Hilfen und die Unterstützung für die erkrankten, uns anvertrauten Menschen und ihre Angehörigen weiterentwickeln. Wir Ärzte sind berufen und besonders gut in der Lage, die Bedürfnisse von Demenzkranken zu artikulieren, wenn unsere Patienten es nicht mehr selbst können und die ‚Kümmerer‘ oft auch schon mit der Versorgung an der Grenze ihrer Kräfte sind“, so der in Wuppertal niedergelassene Hausarzt und Geriater.
Es sei den Ärztekammern in NRW mit dem Aktionsjahr Demenz gelungen, Zeichen zu setzen, sagt der Präsident der Ärztekammer Westfalen-Lippe, Dr. Theodor Windhorst. „Nach wie vor sind die Strukturen in unserem Gesundheitssystem aber noch nicht der Weisheit letzter Schluss. Noch immer haben wir keine Lösungen für eine wohnortnahe, qualitativ hochwertige und kostenadäquate Versorgung hilfebedürftiger und in zunehmendem Maße auch noch hochbetagter Menschen.“ Dies werde nur professions- und sektorenübergreifend möglich sein. Institutionalisierte Netzwerkstrukturen könnten ein Lösungsansatz sein. „Wir müssen dafür sorgen, dass sich die Versorgungsketten in den Regionen allmählich schließen können.“
In ganz Deutschland sind schätzungsweise 1,4 Millionen Menschen an Demenz erkrankt, bis 2050 wird sich diese Zahl nach Schätzungen verdoppeln – also müssen jetzt also die Weichen gestellt werden, um der Herausforderung gerecht werden zu können. Eine gute und auf die Erkrankten abgestimmte, individuelle Versorgung sichere nachhaltig die Teilhabe für Erkrankte und deren „Kümmerer“, so die nordrhein-westfälischen Ärztekammern.