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6. Sächsischer Apothekertag in Görlitz: Gesundheitsministerin Orosz kritisiert Liberalisierungsdruck auf die öffentlichen Apotheken

Presseinformation

Leipzig – In gesundheitspolitisch bewegten Zeiten forderten die sächsischen Apotheker am vergangenen Wochenende deutliche Stellungnahmen von der Politik und luden ein zum 6. Sächsischen Apothekertag nach Görlitz. Eine sächsische Gesundheitspolitikerin erschien mit einem sehr deutlichen Statement.

“Eine qualitätsgesicherte Arzneimittelversorgung erfordert aus meiner Sicht die Apothekerinnen und Apotheker als fachlich und wirtschaftlich unabhängige Experten. Ich halte es für fraglich, dass ein fremdfinanziertes, vollkommen liberalisiertes Apothekensystem diese hohe Qualität gewährleisten kann. Arzneimittel sind keine Waren wie Gummibärchen oder Flachbildfernseher!” Mit dieser Aussage für den Freien Heilberuf des Apothekers und den Verbraucherschutz positioniert sich der Freistaat Sachsen sehr klar gegen Tendenzen, die die ortsnahe Arzneimittelversorgung der Bürgerinnen und Bürger sowie die fachliche Unabhängigkeit der Apothekerinnen und Apotheker in Frage stellen. Erst am 13. März 2008 hatte das Bundesverwaltungsgericht in Leipzig ein für den Verbraucherschutz vernichtendes Urteil gefällt und der Drogeriemarktkette dm ihr Kooperationsmodell mit einer Versandapotheke und Abholstationen (ähnlich den Fototaschen) gestattet. “Leider haben bislang nicht viel Landesregierungen die Folgen und das Bedrohungspotential dieses Urteils erkannt” kommentierte Monika Koch – Vorsitzende des Sächsischen Apothekerverbandes im Anschluss an die politische Auftaktveranstaltung des SAT den Sachverhalt und unterstrich ihre Freude über das deutliche Statement der Ministerin.

Den zu erwartenden Wildwuchs in der Arzneimitteldistribution und die Gefährdung der Patienten griff Friedemann Schmidt – Präsident der Sächsischen Landesapothekerkammer – in seiner sichtlich emotionalen und überzeugenden Rede auf: “Wer zulässt, dass hochwirksame Arzneimittel zwischen Fototüten und Schokoladenosterhasen angeboten werden, wer Arzneimittel immer und an jedem Ort unkontrolliert zur Verfügung stellen will, der dreht die Zeit zurück, der wirft das deutsche Arzneimittelwesen zurück in eine pharmazeutische Steinzeit, in das finstere Mittelalter, in dem wandernde Feldscher und Barbiere mit ihren geheimen Säften und Pülverchen bei den Leuten auftauchten, abkassierten und wieder verschwanden auf Nimmerwiedersehen.”

Nach der sächsischen Gesundheitsministerin Helma Orosz kamen die Fraktionen des Bundestages in Person von Maria Michalk, MdB (CDU), Jan Mücke, MdB (FDP) und Dr. Ilja Seifert, MdB (Die LINKE) zu Wort und überbrachten die Grüße ihrer Fraktionen. Auch hier waren, wenn auch etwas weniger deutlich, starke Ressentiments gegenüber einer unreflektierten Umgestaltung des Arzneimittelvertriebes in Deutschland zu hören. Bleibt zu hoffen, dass die Politik Wort hält, wenn es darum geht, Chancen zu erkennen und die Apotheken als einzigen sicheren Vertriebsweg für Arzneimittel zu stützen.

Die Organisatoren freuten sich über mehr als 150 Apotheker aus ganz Sachsen, die Teilnahme von Standesvertretern aus anderen Bundesländern und hießen u.a. Gäste befreundeter Apothekerkammern und -verbände aus Ungarn, Polen und Tschechien in der Stadt der zwei Nationen Görlitz/Zgorzelec herzlich willkommen.

Der 6. Sächsische Apothekertag fand dieses Jahr im Dreiländereck Deutschland, Polen und Tschechien statt. Trotz berufsbedingter Skepsis gegenüber der europäischen Gesundheitspolitik in Fragen der Arzneimitteldistribution senden die sächsischen Apotheker damit ein eindeutig positives Signal Richtung Europa, was der Görlitzer Oberbürgermeister Joachim Paulick in seiner Rede, die sehr viel Sympathie für die Region entfachen konnte, entsprechend würdigte. Veranstaltet wird der Apothekertag traditionsgemäß gemeinsam vom Sächsischen Apothekerverband e.V., der Sächsischen Landesapothekerkammer und der Deutschen Pharmazeutischen Gesellschaft, Landesgruppe Sachsen. Im Anschluss an die politische Auftaktveranstaltung folgte das 2-tägige Fortbildungsprogramm der Sächsischen Landesapothekerkammer zur “Arzneimitteltherapie und ernährungsbedingten Erkrankungen im Kindesalter”. Fragt sich, worin Schlecker und dm wohl ihre Mitarbeiter schulen mögen