Berlin – Mehr Produktion von Wirkstoffen in Europa – das Thema wird derzeit vor dem Hintergrund von Arzneimittellieferengpässen diskutiert. Was aber kostet mehr „Made in Europa“? Das hat die Unternehmensberatung Roland Berger im Auftrag von Pro Generika für die sogenannten Cephalosporine ausgerechnet: Der Preis für die Tagesdosis dieses wichtigen Antibiotikums betrüge – so es in Europa produziert würde – 46 Cent. Zum Vergleich: Derzeit erstatten die Kassen für ein durchschnittliches Generikum (nach Abzug aller Rabatte) gerademal 6 Cent.
Unsere Zahl des Monats Februar lautet deshalb: 46 Cent.
- Schätzungen zufolge kommen 80 Prozent der Antibiotika-Wirkstoffe aus China. Jetzt geht in Europa die Sorge um, dass ein Produktionsstopp aufgrund von Covid-19 zu Engpässen in Europa führen könnte.
- Auch in diesem Zusammenhang wird über eine Rückholung bzw. Stärkung der hiesigen Produktion diskutiert.
- Für den Preis aber, der z.B. in Deutschland für Arzneimittel bezahlt wird, ist eine lokale Produktion unmöglich. Bei einer kostendeckenden Produktion wäre er beinahe achtmal so hoch.
Zwar gibt es derzeit keine Anzeichen dafür, dass es kurzfristig aufgrund von Covid-19 zu Arzneimittelengpässen in Europa kommt. Schließlich verfügen Generika-Hersteller über ausreichende Lagerkapazitäten bei Wirkstoffen, um zeitlich befristete Lieferunterbrechungen auffangen zu können. Dennoch ist die Abhängigkeit von Ländern wie China oder Indien derart hoch, dass die europäische Versorgungssicherheit durch politische, wirtschaftliche oder medizinische Zwischenfälle gefährdet werden kann.
Die Politik hat das erkannt und 2019 mit dem SPC-Manufacturing Weaver – er erlaubt Generikaherstellern schon vor Ablauf des Patentschutzes in Europa für den europäischen Markt zu produzieren – einen ersten Schritt zur Stärkung des europäischen Produktionsstandortes gemacht. Jetzt ist das Thema auf die Agenda der deutschen EU-Ratspräsidentschaft gerutscht. Allen Beteiligten ist klar: Es sind weitere Maßnahmen nötig. Die Rechnung aber, dass die kostendeckende Produktion eines Cephalosporin-Antibiotikums 46 Cent pro Tagesdosis kosten würde (wovon heute nur sechs Cent erstattet werden), macht deutlich: Es darf der Gesundheitspolitik nicht nur um Kostensenkung gehen – das neue Paradigma muss nunmehr Versorgungssicherheit heißen.
Das oben zitierte Gutachten, das die Unternehmensberatung Roland Berger 2018 im Auftrag von Pro Generika erstellt hat, finden Sie hier.