Berlin – Auf das Problem der Gewalt im Verborgenen wird am diesjährigen Welttag gegen Diskriminierung und Misshandlung alter Menschen in bundesweiten Veranstaltungen aufmerksam gemacht. Der Aufklärungs- und Beratungsbedarf ist erheblich, wie eine repräsentative Umfrage des ZQP zum Thema „Gewalt in der Pflege“ verdeutlicht: Obwohl gewalttätiges oder aggressives Verhalten besonders häufig in Pflegekonstellationen mit demenziell Erkrankten auftreten können, sehen nur sieben Prozent der befragten Bundesbürger Handlungsbedarf beim Schutz von Demenzkranken. Im Vergleich dazu ist die gesellschaftliche Diskussion zum Tierschutz schon viel weiter entwickelt: Hier ist jeder Dritte der Meinung, es müsse bei der Verhinderung von Gewalt gegen Tiere mehr getan werden.
„Unsere Umfrageergebnisse zeigen, dass die Diskussion in der Bevölkerung zum Thema ‚Gewalt in der Pflege‘ noch am Anfang steht. Eine angemessene Versorgung von demenziell Erkrankten kann aber nur weiter vorangetrieben werden, wenn das gesellschaftliche Problembewusstsein ausreichend entwickelt ist“, erklärt Dr. Ralf Suhr, Vorstandsvorsitzender des ZQP. Vor allem aber müsse das Verständnis von Gewalt in der Pflege über das Alltagsverständnis von Gewalt hinausgehen: Pflegende und Gepflegte können gleichermaßen davon betroffen sein und vermutlich machen körperliche Misshandlungen nur einen vergleichsweise geringen Teil davon aus, so Suhr.
Zudem wissen nur wenige Ratsuchende, welche Unterstützungs- und Hilfsangebote im Krisenfall genutzt werden könnten. Da es zurzeit kein bundesweites zentrales Verzeichnis gibt, hat die Stiftung jüngst eine Online-Datenbank veröffentlicht. Diese ermöglicht einen schnellen Zugriff auf alle bestehenden Beratungsangebote in Deutschland, die sich vorrangig auf das Thema „Gewalt in der Pflege“ spezialisiert haben. Die „Krisendatenbank“ richtet sich an pflegende Angehörige, Pflegebedürftige, aber auch an professionell Pflegende.
„Wir haben in unseren Untersuchungen festgestellt, dass die Pflegebereitschaft bei den Menschen hoch ist, auch wenn die Voraussetzungen schwierig sind. Selbst herausforderndes oder aggressives Verhalten ist für viele Pflegende kein Grund, die Angehörigen in stationäre Pflege zu geben, sofern passende Unterstützungsangebote vorhanden wären. Deshalb benötigen wir dringend mehr Aufklärung, Beratung und Vernetzung zum Thema“, betont Suhr.
Weitere Informationen zur ZQP-Krisendatenbank und zur Forsa-Umfrage finden Sie unter www.zqp.de.