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11. Kongress der Deutschen Alzheimer Gesellschaft vom 29. September bis 1. Oktober 2022
Kongressauftakt in Mülheim an der Ruhr: „Demenz – Neue Wege wagen?!“

Pressemitteilung

Mülheim an der Ruhr – „Wir leben in Deutschland in einem Sozialstaat. Es ist die besondere Verantwortung dieses Staates, seine pflegebedürftigen Bürger und ihre An- und Zugehörigen nicht zu vergessen. Neue Wege wagen – das haben wir gelernt – neue Wege wagen sollte auch unsere neue Regierung – gerade in Krisenzeiten!“ Dies betonte Monika Kaus, Vorstandsvorsitzende der Deutschen Alzheimer Gesellschaft (DAlzG) zur Eröffnung des 11. Kongresses der DAlzG am 29. September 2022 vor rund 600 Teilnehmenden vor Ort in Mülheim an der Ruhr.

Lisa Paus, MdB, Bundesministerin für Familie, Senioren, Frauen und Jugend grüßte die Kongressteilnehmenden per Videobotschaft „Eine demenzfreundliche Gesellschaft ist eine, in der Menschen mit Demenz überall dabei sind und Unterstützung erfahren.“ Weiter betonte sie „Ich möchte den Weg gemeinsam mit der Deutschen Alzheimer Gesellschaft und mit Ihnen allen gehen. Darum wünsche ich Ihnen einen guten Kongress, viel Erfolg und wagen Sie gern etwas Neues.“ Gemeinsam mit ihrem Ministerium werde sie im Rahmen der Nationalen Demenzstrategie dazu beitragen, „das Leben von Menschen mit Demenz und ihren Familien zu verbessern. Bis 2026 sollen über 160 Maßnahmen Schritt für Schritt umgesetzt werden“, so Paus.

„Die Verbesserung der Situation von Menschen mit Demenzerkrankungen ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe, die nur durch das Zusammenwirken verschiedener Institutionen des Gesundheitswesens, der Altenhilfe und bürgerschaftlicher Initiativen wie Selbsthilfegruppen zu lösen ist“, so Marc Buchholz, Oberbürgermeister der Stadt Mülheim an der Ruhr. In Mülheim sei mit dem Runden Tisch Demenz bereits ein „effektives Netzwerk entstanden, das die Betroffenen in vielfältigster Weise unterstützen kann,“ so Buchholz weiter.

Welche Herausforderung eine Demenz tatsächlich mit sich bringt, berichtete Lieselotte Klotz, stellvertretend für die weltweit über 50 Millionen betroffenen Demenzerkrankten. Seit der Diagnose Lewy-Body-Demenz vor fünf Jahren habe sich für die früher erfolgreiche Managerin viel verändert, auf beruflicher, privater wie finanzieller Ebene. Doch ihr sei es wichtig an die Öffentlichkeit zu gehen und sie forderte, dass Menschen mit Demenz mehr einbezogen werden: „Wir haben noch viel, was wir geben können – lasst uns teilhaben!“ Im Anschluss sprachen die übrigen Mitglieder des Beirats „Leben mit Demenz“ darüber, wie die Krankheit ihr Leben verändert hat und was ihnen wichtig ist. Ingo Zolleck erklärte: „Ich arbeite im Beirat mit, um mich einzubringen und mitzuhelfen. Ich will nicht länger tatenlos bleiben.“ Henrich-Pieter Plump machte deutlich: „Es geht um Respekt Menschen mit Demenz gegenüber. Das bedeutet auch, Missstände in Pflegeheimen auszuräumen.“ So viel die Demenz auch verändert, es gilt, wie Albert Mohr es formulierte: „Ich bin ich, und ich bin noch da!“

In den anschließenden Vorträgen sprach Prof. Dr. Alexander Kurz über den aktuellen Stand der Forschung zur Vorbeugung von Demenzen. Bisher gebe es keine Möglichkeit, die Erkrankung an einer Demenz zu verhindern. Er machte aber deutlich, dass es durchaus Möglichkeiten gibt, sein persönliches Risiko zu verringern. Es sei wichtig, unser Gehirn bestmöglich vorzubereiten, um der Krankheit etwas entgegenzusetzen. Dazu gehöre es kreative Potentiale zu nutzen, beispielsweise ein Musikinstrument zu erlernen, sich positive Erinnerungen zu schaffen, die im Langzeitgedächtnis verhaftet bleiben, und seinen Beziehungen Qualität zu geben, damit sie lange tragfähig bleiben.

Swen Staack sprach über den „Salto Mortale“, den er vollführen musste, als er aus seiner beruflichen Rolle als Demenzexperte zum pflegenden Angehörigen wurde. Trotz allem Wissen und vorhandener Möglichkeiten stellte ihn die Demenz seines Vaters vor große Herausforderungen: „Eine weiter fortschreitende Demenz wird für die Angehörigen zunehmend zu einer Belastung und wir müssen auch die damit verbundene Verzweiflung akzeptieren. Wichtig ist es, dass der Dschungel der Leistungen in der Pflegeversicherung entwirrt wird und den Familien die Entlastungsangebote zur Verfügung stehen, die sie benötigen.”

Beendet wurde die Eröffnungsveranstaltung durch den Poetry Slam „Vergessenslücken“ von Leah Weigand.

Bundesfamilienministerin Lisa Paus hat, neben dem Ministerpräsidenten von Nordrhein-Westfalen Hendrik Wüst, die Schirmherrschaft über den Kongress übernommen.

Veranstaltungsort:

Stadthalle Mülheim an der Ruhr, Theodor-Heuss-Platz 1,
45479 Mülheim an der Ruhr
Pressebüro beim Kongress:
Geöffnet ab 29. September, 8.30 Uhr
Tel: 0151 – 22 08 94 10
E-Mail: presse@deutsche-alzheimer.de

Mehr Informationen unter www.demenz-kongress.de

Die Deutsche Alzheimer Gesellschaft e.V. Selbsthilfe Demenz

Die Deutsche Alzheimer Gesellschaft engagiert sich für ein besseres Leben mit Demenz. Sie unterstützt und berät Menschen mit Demenz und ihre Familien. Sie informiert die Öffentlichkeit über die Erkrankung und ist ein unabhängiger Ansprechpartner für Medien, Fachverbände und Forschung. In ihren Veröffentlichungen und in der Beratung bündelt sie das Erfahrungswissen der Angehörigen und das Expertenwissen aus Forschung und Praxis. Als Bundesverband von mehr als 130 Alzheimer-Gesellschaften unterstützt sie die Selbsthilfe vor Ort. Gegenüber der Politik vertritt sie die Interessen der Betroffenen und ihrer Angehörigen. Die DAlzG setzt sich ein für bessere Diagnose und Behandlung, mehr kompetente Beratung vor Ort, eine gute Betreuung und Pflege sowie eine demenzfreundliche Gesellschaft.

Die Deutsche Alzheimer Gesellschaft ist als Interessenvertreterin von Menschen mit Demenz und ihren Angehörigen im Lobbyregister des Deutschen Bundestags eingetragen und hat sich dem dafür geltenden Verhaltenskodex verpflichtet.

Hintergrund

In Deutschland leben heute etwa 1,8 Millionen Menschen mit Demenzerkrankungen. Etwa zwei Drittel davon werden in der häuslichen Umgebung von Angehörigen betreut und gepflegt. Jährlich erkranken rund 400.000 Menschen neu. Ungefähr 60 Prozent davon haben eine Demenz vom Typ Alzheimer. Die Zahl der Demenzerkrankten wird bis 2050 auf 2,4 bis 2,8 Millionen steigen, sofern kein Durchbruch in Prävention und Therapie gelingt.