Frankfurt am Main/Köln – Die strukturellen Umgestaltungen in Kliniken führen zu Veränderungen im Pflegemanagement. So fallen laut einem Bericht des Deutschen Krankenhaus Instituts administrative Arbeiten wie Kodierung und Dokumentation zunehmend in das Aufgabengebiet der nicht-ärztlichen Fachkräfte, vor allem der Pflegemitarbeiter. Auch komplexe Aufgabenbereiche wie das Wund- und Schmerzmanagement, die Bettensteuerung oder das Entlassungsmanagement werden immer häufiger vom Pflegepersonal verantwortet.
René A. Bostelaar vom Universitätsklinikum Köln beobachtet einen Wandel von der Berufs- zur Prozess- und Patientenorientierung: In der Vergangenheit hat sich eine ineffektive Aufgabenverteilung unter den Gesundheitsberufen entwickelt, die eine Neuallokation der Aufgaben verlangt, so der Pflegedirektor gegenüber dem Konferenzveranstalter IIR. Heute ist eine optimierte Arbeitsorganisation mit optimierten Abläufen gefordert. Das Pflegemanagement muss gemeinsam mit den anderen Berufsgruppen im Gesundheitswesen die verschiedenen Aufgabenprofile neu verteilen und schärfen. Auf dem 11. Deutschen IIR-Pflege-Management-Kongress 2008 vom 17. bis 19. September in Köln veranschaulicht Bostelaar, wie in seinem Haus die Aufgaben neu aufgeteilt werden und welche Voraussetzungen dafür geschaffen werden müssen. Mit Theodor Windhorst, Chefarzt der Klinik für Thoraxchirurgie an den Städtischen Kliniken Bielefeld-Mitte, diskutiert er anschließend die Veränderungen der Berufsfelder in der Pflege. Das Programm ist abrufbar unter: http://www.pflege-management-kongress.de
Auf dem Kongress greifen über 20 Referenten aus Politik und Praxis die aktuelle Diskussion um neue Aufgabenbereiche und die Delegation von ärztlichen Tätigkeiten auf, diskutieren die sektorenübergreifende Versorgung sowie die neue Qualitätsoffensive der Kliniken.
Techniker Krankenkasse: Grabenkämpfe helfen nicht weiter
Die Kliniken öffnen sich zunehmend für die ambulante Versorgung. Krankenhäuser werden sich in den nächsten Jahren stärker zu regionalen Gesundheitszentren entwickeln, die in vernetzten Strukturen und in Abstimmung mit prä- und poststationären Leistungsanbietern die Versorgung sicherstellen, prognostiziert Bernd Beyrle, der bei der Techniker Krankenkasse den Fachbereich Stationäre Versorgung leitet. Kliniken werden vor allem in Ballungszentren einem verstärkten Wettbewerb mit ambulanten Leistungsanbietern ausgesetzt sein. Auf dem Pflege-Management-Kongress schildert Beyrle die neuen Anforderungen an die Pflegekräfte. Gegenüber IIR sagte er: Ein heftiger Wettbewerb um Ärzte und Pflegepersonal begleitet die aktuellen strukturellen Veränderungen, während zugleich die Verweildauern sinken. Ärzte sollten sich daher auf die Aufgaben konzentrieren, die zwingend nur von ihnen wahrgenommen werden können. Die Möglichkeiten, die übrigen Aufgaben an andere Gesundheitsberufe, vor allem an Pflegekräfte zu delegieren, müssten offensiver vorangetrieben werden. Dafür müssen Pflegekräfte weiter qualifiziert werden und Bereitschaft zeigen, entsprechende Verantwortung zu übernehmen. Grabenkämpfe zur Verteidigung alter Besitzstände helfen hier nicht weiter.
Die neuen Tarifstrukturen in der Pflege stellt Joachim Fincklenburg, Hauptgeschäftsführer des Klinikums Oberberg, vor. Welche Rolle die Pflege im Qualitätsmanagement einnimmt, erörtert Franziska Mecke vom Vivantes Netzwerk für Gesundheit. Auch das Universitätsklinikum Jena, das Klinikum Braunschweig und der Deutsche Verband für Pflegeberufe sind mit Beiträgen vertreten.
Die neuen Kompetenzen der Pflege, die Konsequenzen des Pflege-Weiterentwicklungsgesetzes für Kliniken und Pflegeabteilungen sowie die künftigen ökonomischen und politischen Herausforderungen veranschaulicht Dr. Matthias von Schwanenflügel vom Bundesministerium für Gesundheit.