Berlin – In einer Studie der Charité gaben 58 % der befragten schwangeren Frauen an, während der Schwangerschaft gelegentlich Alkohol zu trinken. Jedes Jahr werden 10.000 alkoholgeschädigte Kinder (FASD) in Deutschland geboren, davon 4.000 Kinder mit dem Vollbild des Fetalen Alkoholsyndroms (FAS), einer schweren körperlichen und geistigen Behinderung. FASD stellt die häufigste Behinderung bei Neugeborenen in Deutschland dar, sie tritt doppelt so häufig wie das Down-Syndrom auf und ist zu 100 % vermeidbar.
Die Drogenbeauftragte der Bundesregierung, Sabine Bätzing, MdB: Es gibt keinen sicheren Grenzwert für den ungefährlichen Alkoholkonsum während der Schwangerschaft. Das Kind ist dem Alkohol genauso ausgesetzt wie die Mutter, hat allerdings weitaus mehr unter dem Konsum zu leiden, da der Fötus Alkohol erst mit einer Leistung von 4 % im Vergleich zur Mutter abbaut. Ein vollständiger Alkoholverzicht in der Schwangerschaft ist somit unabdingbar. Das Bewusstsein um die Existenz des Fetalen Alkoholsyndroms, den Umgang mit den Betroffenen und die Möglichkeit der Prävention ist sowohl bei Ärzten, Hebammen und werdenden Müttern noch nicht ausreichend ausgeprägt.
Symptome von FASD reichen von leichten körperlichen und psychischen Schädigungen, über spätere Verhaltenauffälligkeiten, bis hin zu einer Behinderung, durch die das Kind nie ein eigenständiges Leben führen kann. Nur etwa 20 % der mit dem Fetalen Alkoholsyndrom diagnostizierten Kinder sind später in der Lage selbstständig zu leben. Die übrigen 80 % sind ein ganzes Leben lang auf Betreuung angewiesen. Trotz dieser erheblichen Zahl wird FASD kaum thematisiert.
Die Drogenbeauftragte, Sabine Bätzing, MdB: Die Gefahren des Alkoholkonsums während der Schwangerschaft werden häufig verharmlost oder gar nicht wahrgenommen. Viele Schwangere erliegen dem Vorurteil, ein Gläschen in Ehren könne dem Fötus nicht schaden. Frauen aus der Mittelschicht erliegen diesem Irrtum besonders häufig. Trinken während der Schwangerschaft ist auch ein Problem der gesellschaftlichen Mitte. Aufklärung, Beratung und Prävention in der Schwangerschaftsvorsorge müssen optimiert werden. Es reicht nicht, eine rhetorische Frage zum Thema Alkohol zu stellen, die das Nein automatisch mit einschließt. Die Charité empfiehlt freiwillige Fragebogen, wie den sog. ‘AUDIT-C’ zur Identifikation eines riskanten Alkoholkonsums in der Schwangerschaft einzuführen. Dem stimme ich ausdrücklich zu. Weitere Empfehlungen, wie die Einführung von neuartigen Biomarkern weisen in die richtige Richtung, müssen aber durch spezifische Schulungen der Ärzte auch greifen.
Am 9. September 2008 läuten, wie jedes Jahr am FASD-Tag, die Kirchenglocken, um auf den Tag des alkoholgeschädigten Kindes aufmerksam zu machen. Die BZgA bietet folgende Materialien zu diesem Thema an: Alkoholfrei durch die Schwangerschaft und Auf dein Wohl mein Kind. Weitere Informationen auch zu den Hilfeangeboten finden Sie unter